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Blick nach vorn: Josef Ackermann.

© dpa

Deutsche-Bank-Chef hält "Hauptstadt-Rede": Ackermann rechnet nicht mit globaler Rezession

Josef Ackermann, Chef der Deutschen Bank, hält eine "Hauptstadt-Rede". Er ist gegen Eurobonds und lobt die Bundesregierung.

Man möchte meinen, dass die Banker in diesen Tagen sehr gehetzt aussehen müssten. Josef Ackermann aber wirkt, als käme er frisch vom Friseur. Er scheint gelöst, und er strahlt. Die Stiftung „Zukunft Berlin“ hat ihn eingeladen, eine „Hauptstadt-Rede“ zu halten – eine Ehre, die in der Regel Ministerpräsidenten zuteil wird. Der Deutsche-Bank-Chef, der in den vergangenen Jahren so oft als Sündenbock für die Finanzkrise herhalten musste, scheint die Auszeichnung zu genießen. Es wirkt, als probe er hier, im Atrium der Deutschen Bank in der Charlottenstraße, seine neue Rolle: Im kommenden Jahr wird Ackermann in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank wechseln. Dort wird er vor allem das tun, was er seinem Nachfolger, dem Inder Anshu Jain, offenbar noch nicht zutraut: den Dialog mit Politik und Gesellschaft pflegen.

Er hat sich entschieden, an diesem Mittwochabend keine Rede zu halten, sondern eine Diskussion zu führen mit Klaus Bresser und Dieter Stolte aus dem Beirat der Stiftung. Dabei sagt Ackermann lauter Sachen, die der deutschen Kanzlerin gut gefallen würden. Er sagt: „Ja, die Bundesregierung handelt in der aktuellen Krise richtig. Man muss Schritt für Schritt vorgehen.“ Er sagt auch, dass er gegen Euro-Bonds ist, „im Moment“ seien solche Gemeinschaftsanleihen nicht der Königsweg. Zur Lösung der Schuldenkrise verlangt der Deutsche-Bank-Chef mehr Integration in Europa. Er sagt auch, dass man die Parlamente dabei mitnehmen müsse, die Gesellschaft, die frustrierten Jugendlichen.

Ackermann beklagt, dass die Investoren in der gegenwärtigen Aktienkrise zu kurzfristig denken würden. „Wir brauchen wieder Investoren, die langfristig kaufen und halten, die auf die Fundamentaldaten schauen.“ Denn die Daten seien gut. Er rechne nicht mit einer weltweiten Rezession, sagt Ackermann, dafür aber mit stabilen Wachstumsraten in Europa.

Am Ende plaudert er auch noch ein wenig über Berlin. Man müsse dankbar dafür sein, was sich hier seit der Wende entwickelt habe, in puncto Kultur und Kreativität könne es die Stadt locker mit Metropolen wie Paris, London oder New York aufnehmen. Natürlich sei die Armut in der Stadt vergleichsweise groß, wie überhaupt in den neuen Bundesländern, die ihm am Herzen lägen. Eine der zentralen Aufgaben bestehe darin, den Menschen wieder Perspektiven zu geben, denn „das kapitalistische System beruht auf Vertrauen“. Hier seien auch die Unternehmer in der Pflicht: „Wir müssen gute Unternehmensbürger sein.“ Er wundere sich aber auch manchmal, warum die Politiker so wenig Kontakt zu Leuten wie ihm suchten. Er sei Mitglied in Beiräten von Städten auf der ganzen Welt. Berlins Regierender Bürgermeister habe ihn noch nie eingeladen. „Wenn Wowereit mich anruft“, sagt Ackermann, „bin ich sofort da“.

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