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Wirtschaft: Ackermann wirbt um mehr Vertrauen

Der Chef der Deutschen Bank hat seine Ziele im vergangenen Jahr übertroffen – das ist London und New York zu verdanken

Frankfurt am Main/Berlin - Die Deutsche Bank hat sich bei der Vorlage ihrer Geschäftszahlen für 2005 als international erfolgreiche Investmentbank präsentiert, die künftig stärker auf ihre Privatkunden in Deutschland zugehen will. „Wir sind eine Bank“, sagte der Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann am Donnerstag in Frankfurt. Eine Trennung des Privatkundengeschäfts vom Investmentbanking – das drei Viertel des Konzerngewinns erzielt – stehe nicht zur Diskussion. Vor Steuern hat die Bank 2005 insgesamt 6,4 Milliarden Euro verdient, nach Abzug der Steuern blieben 3,8 Milliarden Euro übrig. Drei Viertel stammten aus dem Investmentbanking.

Ackermann versicherte, die Deutsche Bank bleibe ihrem Heimatmarkt verbunden. Dort erzielte sie 2005 allerdings nur noch 28 Prozent ihrer Erlöse. 1989 waren es noch 80 Prozent. „Unsere Zuwächse in Deutschland sind beeindruckend“, sagte Ackermann. Die Erträge seien 2005 um vier Prozent auf sieben Milliarden Euro gewachsen. Einen Gewinn für das Deutschland-Geschäft nannte Ackermann nicht.

Die Bank werde weiter in Deutschland investieren. So sollen die im laufenden Jahr entstehenden 500 neuen Arbeitsplätze vor allem in „kundennahen Geschäftsbereichen“ geschaffen werden. Die Bank werde zudem 600 Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen. Als zukunftsweisend bezeichnete Ackermann die 2005 in der Berliner Friedrichstraße eröffnete Filiale Q110, in der sich neben klassischen Bankschaltern eine Cafeteria und ein Designer-Trendshop finden.

„Unsere Kunden stehen im Mittelpunkt“, bekräftigte Ackermann und wies die Kritik zurück, die Bank habe ihre Identität verloren. Zufriedene Kunden und motivierte Mitarbeiter seien die Voraussetzung, um einen Mehrwert für die Aktionäre zu erwirtschaften. An ihre Anteilseigner will die Deutsche Bank rund 1,3 Milliarden Euro ausschütten, die Dividende soll von 1,70 auf 2,50 Euro steigen. Den Worten Ackermanns zufolge werden die Vorstandsgehälter und auch die Boni der Investmentbanker steigen. Details will die Bank erst im März nennen.

Dominiert wird das Ergebnis der Deutschen Bank vom Investmentbanking, das von London und New York aus betrieben wird. 2005 steuerte es 4,8 Milliarden Euro (plus 57 Prozent) zum Vorsteuergewinn bei. Die Vermögensverwaltung und das Privatkundengeschäft erwirtschafteten einen Überschuss von 1,8 Milliarden Euro, ein Zuwachs von 17 Prozent. „Wir sind hier größer, als das gerne gesehen wird“, sagte Ackermann. Im Investmentbanking sieht er in den USA noch großes Potenzial. Hier wird auch die Fondstochter DWS künftig ihre Produkte anbieten. In der Vermögensverwaltung wirbt das Institut mehr und mehr auch um Kunden im arabischen Raum. Generell setzt der Deutsche-Bank-Chef auf Wachstum aus eigener Kraft. Sollten sich Chancen zu Übernahmen bieten, werde die Bank zugreifen. „Wir werden gute Gelegenheiten nutzen, jedoch nicht um jeden Preis. Wir stehen nicht unter Druck.“ Große Akquisitionen schließt Ackermann aber derzeit aus.

Dass sich die Bank in Deutschland häufig missverstanden fühlt und sich mit ihrer Kommunikation schwer tut, räumte Ackermann ein. „Wir sind aber nicht unsensibel gegenüber der Stimmung in Deutschland.“ Die Bank wolle aber „auf dem internationalen Spielfeld Tore schießen“ und müsse sich deshalb an die dort geltenden Spielregeln halten. „Manchmal“, so räumte Ackermann ein, „wäre es aber nett, wenn man mehr Rückendeckung im eigenen Land bekäme.“

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