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Erneuter Rückruf von Autos in den USA und Kritik von ADAC und Verbraucherschützern hierzulande - es steht nicht gut um VW.

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ADAC fordert Machtwort von Politik: VW ruft erneut Autos in den USA zurück - Brandgefahr

Die erste große Rückrufwelle im Abgas-Skandal bei Volkswagen lässt weiter auf sich warten. In den USA werden unterdessen erneut Fahrzeuge zurückgerufen. Der ADAC und Verbraucherschützer fordern ein Machtwort von der Politik.

VW klebt in den USA weiter das Pech an den Hacken: Der deutsche Autohersteller muss wegen Brandgefahr mitten im Abgas-Skandal einen weiteren Rückruf in die Wege leiten, wie die US-Verkehrsaufsicht NHTSA am Freitag mitteilte. Dabei geht es um 91 000 US-Passats mit TDI Dieselmotoren, also dem Antrieb, der auch im Zentrum der Affäre um manipulierte Emissionstests steht. Bei bestimmten Modellen der Baujahre 2012 bis 2014 könne es aufgrund von mangelhaften Dichtungsdrähten zu elektrischen Kurzschlüssen und Überhitzung kommen, heißt es in Unterlagen, die Volkswagens US-Tochter am 24. März bei der Verkehrsaufsicht einreichte. Durch den Defekt bestehe eine erhöhte Feuergefahr.

VW muss in den USA ohnehin Hunderttausende Diesel umrüsten, weil der Konzern eine illegale Software zum Austricksen von Abgas-Tests in den Fahrzeugen installiert hat. Bislang konnten sich die Wolfsburger aber nicht mit der US-Umweltbehörde EPA auf einen Plan zur Beseitigung der Betrugsprogramme einigen. Der Hersteller muss sich in der „Dieselgate“ genannten Affäre, die weltweit elf Millionen Autos betrifft, mit Hunderten Zivilklagen und strafrechtlichen Ermittlungen auseinandersetzen.

Es drohen neben hohen Umrüstungs- und Rückkaufkosten Strafen in Milliardenhöhe. In den USA, wo der Skandal im September ins Rollen kam, hat Volkswagen auch sonst eine Pechsträhne: Erst am Montag war bekanntgeworden, dass wegen des Risikos von Stromausfällen sämtliche bislang im US-Markt verkauften E-Golfs in die Werkstätten müssen. Dabei hatte VW gerade erst eine große Elektro-Offensive ausgerufen.

Passat-Rückruf in Deutschland hängt weiter in Warteschleife

Die erste große Rückrufwelle im Abgas-Skandal bei Volkswagen lässt weiter auf sich warten. Die ersten Dieselvarianten der Limousine VW-Passat mit dem Skandal-Motor EA 189 hätten schon in der neunten Kalenderwoche ab Ende Februar in die Werkstätten gesollt. Doch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat noch immer keine Freigabe für die Beseitigung der Betrugs-Software erteilt. Das war auch am Freitag noch nicht anders. Damit gibt es nun schon rund vier Wochen Verzug. Der VW-Konzern will in diesem Jahr allein hierzulande 2,5 Millionen Fahrzeuge von der illegalen Software befreien.

Das soll bis zum Ende des Jahres geschehen sein. Nun ist schon ein Quartal verstrichen. Bisher sind nur wenige Tausend VW-Amarok umgerüstet. Der Pick-up hatte vor einigen Wochen den Anfang des Rückrufes gemacht. Eine Rechnung verdeutlicht, wie groß der Zeitverzug für den Konzern schon ist: Für 2,5 Millionen Wagen müsste Volkswagen jeden einzelnen Tag im Jahr knapp 7000 Autos in den Werkstätten umrüsten. Nur auf die Werktage gerechnet wären es noch mehr. In den bisherigen drei Monaten des Jahres hat der Autobauer nur ein einziges Tagessoll erreicht.

Zu den Hintergründen der Verzögerungen schweigen sich die Beteiligten aus. Dem Vernehmen nach gibt es Probleme mit einem womöglich höherem Kraftstoff-Verbrauch. Die Tests dazu könnten noch länger dauern. Die mit der ersten großen Rückrufwelle anstehenden Varianten umfassen neben rund 160 000 VW-Passat auch knapp 90 000 Audis und Skodas. Die Halter dieser Wagen sind noch nicht angeschrieben - dafür braucht es die finale KBA-Freigabe. Bisher haben die Halter der 2,5 Millionen betroffenen Diesel nur Briefe mit grundlegenden Angaben erhalten.

Auch Verbraucherschützer fordern Machtwort von Politik zu VW

Verbraucherschützer und der ADAC fordern von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt ein öffentliches Machtwort zum Abgas-Skandal bei Volkswagen. Die hierzulande millionenfach betroffenen Fahrer von Dieselfahrzeugen aus dem VW-Konzern müssten endlich die Sicherheit haben, dass ihnen wegen des Software-Betruges keinen finanziellen Nachteile entstehen wie etwa Wertverlust bei den Wagen. Notfalls müsse eben der Konzern zusichern, einzuspringen. Entsprechend müsse Dobrindt „auf den Volkswagen-Konzern öffentlich einwirken“, fordern der Automobilclub und die Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) in einem Brief an den CSU-Politiker. Er datiert vom 30. März und lag der Deutschen Presse-Agentur am Freitag vor. Das „Handelsblatt“ hatte am Freitag zuerst von dem Schreiben berichtet.

In Deutschland muss der VW-Konzern 2,5 Millionen Wagen zurückrufen, um eine illegale Software für die Motorsteuerung zu entfernen. Das Programm regelt im Abgastest der Behörden Stickoxidwerte herunter. Volkswagen verspricht bisher, dass die Umrüstung keine Nachteile bei Verbrauch, Leistung und Geräuschpegel auslöst. Zur Langlebigkeit kann der Konzern noch kein Versprechen machen, weil Langzeittests fehlen. Das gilt auch für die Frage, ob sich betroffene Autos schlechter verkaufen lassen, also ob in Zukunft ihr Restwert leiden könnte. (dpa)

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