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Wirtschaft: Adidas kommt aus der Mode

Deutschlands größter Sportartikelkonzern setzt weniger mit Lifestyle-Produkten um/US-Geschäft bricht ein

Herzogenaurach (cdu/HB). Deutschlands größter Sportartikelkonzern AdidasSalomon hat jetzt nicht nur auf dem kriselnden US-Markt, sondern auch im wichtigen Mode-Bereich zu kämpfen. Der Umsatz im Adidas-Bereich „Sport Heritage“ sei im Jahr 2003 um vier Prozent zurückgegangen, teilte Konzernchef Herbert Hainer am Mittwoch bei der Bilanz-Vorstellung mit. Künftig soll mit neuen Produkten und einem stärkeren Vertrieb gegengesteuert werden, kündigte Hainer an. Die Adidas-Aktie gab in einem schwachen Markt leicht nach.

Die gesamte Sportartikelindustrie setzt seit einigen Jahren verstärkt auf modische Bekleidung für vorwiegend junge Leute und auf die Wiederauflage von alten Erfolgsprodukten, etwa aus den 70er-Jahren. Das Geschäft gilt als margenstark. Adidas-Konkurrent Puma hatte damit zuletzt Erfolge.

Auch bei Adidas wuchs der Bereich „Sport Heritage“ bis zum vergangenen Jahr sprunghaft an. Jetzt ging der Umsatz aber erstmals zurück. Hainer will nun noch modischere Lifestyle-Produkte auf den Markt bringen, die künftig auch in den Modeabteilungen etwa der großen Warenhäuser verkauft werden sollen. In den USA werden zudem weitere 15 Adidas-Geschäfte eröffnet. „Wir werden aber sicher kein Modeunternehmen“, sagte der Adidas-Chef. „Sport Heritage“ macht heute etwa 17 Prozent des Gesamtumsatzes der Marke Adidas. Mittelfristig soll der Anteil auf bis zu 30 Prozent steigen.

Große Hoffnungen ruhen dabei auf dem US-Markt. Dabei ist der Auftragseingang in den Vereinigten Staaten immer noch nahezu im freien Fall. Die Orders gingen – in Euro gerechnet – um 31 Prozent zurück, auf Dollarbasis um 18 Prozent. Besonders stark ist der Einbruch bei Sportschuhen. Für das Gesamtjahr erwartet Adidas-Chef Hainer in den USA wieder einen stabilen oder sogar leicht steigenden Umsatz. Er sehe „Licht am Ende des Tunnels“.

Im vergangenen Jahr hatten die Deutschen auf dem größten Sportartikelmarkt der Welt allerdings mit großen Problemen zu kämpfen. Der Umsatz ging zurück, ein Preiskampf vor allem mit dem Weltmarktführer Nike drückte auf die Gewinne. Ende vergangenen Jahres schickte Hainer Marketing-Vorstand Erich Stamminger als Sanierer in die USA. Eine Werbekampagne, unter anderem mit Boxidol Muhammad Ali, läuft derzeit an. Hainer will den Marktanteil auf 20 Prozent verdoppeln.

Aber es gibt auch positive Nachrichten: Überraschend deutlich hat Adidas-Salomon den hohen Schuldenstand abgebaut. Die Verbindlichkeiten wurde 2003 um 552 Millionen Euro auf 946 Millionen Euro zurückgeführt, sagte Finanzvorstand Robin Stalker. Dazu beigetragen hat unter anderem die Ausgabe einer Wandelanleihe und die Reduzierung des Betriebskapitals. Zudem profitierte Adidas hier von der Eurostärke, da ein Teil der Schulden in Dollar geführt wurden. Der Verschuldungsgrad (Schulden im Verhältnis zum Eigenkapital) halbierte sich auf 70 Prozent. Als Ziel nannte Stalker 50 Prozent.

Adidas-Salomon hat bei dem Kauf des französischen Wintersportspezialisten Salomon für 1,2 Milliarden Euro im Jahr 1997 hohe Schulden gemacht. Hainer dementierte am Mittwoch erneut Spekulationen, Adidas wolle Salomon wieder verkaufen. Die Frankreich-Tochter, die elf Prozent der Konzernumsätze liefert, bringe aber keine befriedigenden Ergebnisse, so Hainer. Die Produktion werde schrittweise von Frankreich an kostengünstigere Standorte verlagert.

Für 2004 plant Hainer im Konzern ein Umsatzwachstum von drei bis fünf Prozent und ein Ergebnisplus von zehn Prozent. 2003 ging der Umsatz um knapp vier Prozent auf 6,267 (Vorjahr: 6,523) Milliarden Euro zurück. Der operative Gewinn der Unternehmensgruppe stieg um drei Prozent auf 490 Millionen Euro. Die Aktionäre sollen wieder eine Dividende von einem Euro je Aktie erhalten.

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