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Wirtschaft: Adtranz schließt den U-Bahn-Bau in Pankow

BERLIN (uwe).Der Bahntechnikkonzern Adtranz muß in den kommenden Jahren noch 1400 Stellen abbauen.

BERLIN (uwe).Der Bahntechnikkonzern Adtranz muß in den kommenden Jahren noch 1400 Stellen abbauen.Das Werk in Pankow soll geschlossen, der U-Bahn-Bau nach Henningsdorf verlagert werden.Das sagte der Leiter der Geschäftsführung, Rolf Eckrodt, gestern bei der Vorstellung des Zukunftskonzeptes des Unternehmens.Rund die Hälfte des Personalabbaus entfällt auf die Region Berlin und Brandenburg.Eckrodt erklärte, die beschlossenen Maßnahmen seien zwar bitter, "aber unumgänglich, wenn wir das Ganze nicht gefährden wollen".

Adtranz schreibt vor allem wegen Aufträgen, die vor dem Zusammenschluß der Schienentechniksparten von ABB und Daimler Benz zur Adtranz hereingenommen worden waren, Verluste.Man habe die Aussichten zu Beginn des gemeinsamen Unternehmens zu optimistisch eingeschätzt und die Synergien des Zusammenschlusses zu hoch bewertet, räumte Eckrodt ein.Nun drängen die beiden Gesellschafter des Gemeinschaftsunternehmens, ABB und Daimler Benz, auf schnellere Fortschritte.Adtranz ist im Daimler-Konzern die einzige Tochtergesellschaft, die Verluste macht.

Adtranz Deutschland trägt zum Konzernumsatz von 6,5 Mrd.DM rund ein Drittel bei und ist die größte Landesgesellschaft des Adtranz-Konzerns, der weltweit rund 25 000 Mitarbeiter beschäftigt.Vor allem die deutschen Verluste hatten bisher auch das Betriebsergebnis des Gesamtkonzerns mit einem Defizit von 380 Mill.DM verhagelt.Im Jahr 2000 werde man die Gewinnzone erreichen, sagte Eckrodt - vorausgesetzt, das Zukunftskonzept des Konzerns werde umgesetzt.In diesem Jahr werde das Ergebnis noch negativ sein, jedoch "signifikant besser" als 1997.Im kommenden Jahr werde der Verlust dann nur noch im "kleinen zweistelligen Millionenbereich liegen", sagte der kaufmännische Geschäftsführer, Rainer Schmückle.Angaben zur Ertragsentwicklung für den weltweiten Adtranz-Konzern machte Schmückle zwar nicht, das Ergebnis der deutschen Gesellschaft werde aber auch das Konzernergebnis belasten.Adtranz International wollte schon 1998 schwarze Zahlen schreiben.

Eckrodt sagte, daß durch die Fusion der Bahnindustrie von ABB und Daimler Benz doppelte und zersplitterte Kapazitäten entstanden seien, die nun geordnet werden sollen.In Henningsdorf wird zukünftig die Produktverantwortung für Triebzüge, U- und S-Bahnen, außerdem für Wagenkästen und Vormontagen angesiedelt.Der Standort Kassel wird verantwortlich für den Lokomotivenbau, Nürnberg baut Straßenbahnen und leichte Regionaltriebzüge.Mannheim und Siegen werden sich auf Zuliefereraktivitäten spezialisieren.Beim Personalabbau von heute noch 7400 Arbeitsplätzen auf 6000 im Jahre 2000 liege man im Plan, sagte Eckrodt.Betriebsbedingte Kündigungen schloß Eckrodt nicht aus.Allerdings sei man bei den bevorstehenden Verhandlungen mit den Arbeitnehmern "offen für flexible Lösungen".Wichtig sei, die geplanten Kosteneinsparungen zu erreichen.Wie das passiere, sei letztlich egal.In Pankow sollen 200, in Hennigsdorf 450 Stellen gestrichen werden.

Keinen Zweifel ließ Eckrodt allerdings daran, daß das Werk in Pankow geschlossen wird - voraussichtlich im Jahr 1999.Die hochmoderne Fertigungsstätte für U-Bahnen war erst vor 18 Monaten feierlich in Betrieb genommen worden.Adtranz hat nach eigenen Angaben rund 60 Mill.DM in das Werk investiert.Die IG Metall rechnete gestern vor, daß das Land Berlin davon durch Investitionsbeihilfen und Grundstücksbewertungen rund 40 Mill.getragen habe.

Der Betriebsratsvorsitzende des Pankower Werks, Detlef Muchow, erklärte gegenüber dem Tagesspiegel, man sei von der bevorstehenden Betriebsschließung völlig überrascht worden.Er fordert den Berliner Senat und die BVG auf, den bereits erteilten Auftrag über 115 U-Bahn-Züge vom Erhalt des Standortes Pankow abhängig zu machen.Mit diesem Auftrag, der zum Teil aus konkreten Bestellungen, zum Teil aus Optionen besteht, könne Pankow bis zum Jahr 2004 leben, erklärte der Betriebsrat.Der Gesamtbetriebsrat spricht von einer "geplanten Kahlschlagsanierung", die es zu verhindern gelte.

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