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Schön bunt. Ein Google-Schriftzug an der New Yorker Firmenzentrale.

© Reuters

Ärger wegen Abfindung: Google-Manager wegen Untreue angeklagt

Deutschland-Vertriebschef Tweraser soll in Österreich in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Gleichzeitig prüft die EU weiter ein Kartellverfahren gegen seinen jetzigen Arbeitgeber Google.

New Economy, alte Unsitten. Stefan Tweraser, Vertriebschef von Google Deutschland, soll in seinem früheren Job bei Telekom Austria in die eigene Tasche gewirtschaftet haben. Das berichtet das österreichische Magazin „Format“. Bis 2007 war Tweraser Marketingchef des österreichischen Telekommunikationsunternehmens und soll sich im Rahmen seiner Vertragsauflösung eine zusätzliche Abfindung von 585 600 Euro verschafft haben. Diese „Treueprämie“, die ihm offiziell nicht zugestanden habe, sei mittels Scheinrechnungen über die Werbeagentur Euro-RSCG abgewickelt worden.

Die Staatsanwaltschaft Wien bestätigte eine Anklage wegen des Verdachts, einen Beitrag zur Untreue geleistet zu haben. „Herr Tweraser soll eine ungerechtfertigte Abfertigung erhalten haben“, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft dem Tagesspiegel. Abfertigung ist der österreichische Ausdruck für Abfindung.

Google wollte sich zu dem Sachverhalt nicht äußern, da die erhobenen Vorwürfe in keinerlei Zusammenhang mit Twerasers aktueller beruflicher Tätigkeit stünden. „Wir kommentieren generell keine privaten Angelegenheiten unserer Mitarbeiter“, sagte ein Google-Sprecher. „Format“ berichtet, dass Tweraser, der bei Google 350 000 Euro im Jahr verdiene, das Geld zurückzahlen wolle.

Stefan Tweraser
Stefan Tweraser

© dapd

Damit bleibe ihm die Anklage zwar nicht erspart, die Staatsanwaltschaft erkenne jedoch seine Reue an: „Die geständige Verantwortung von Tweraser“ werde mit seinem ernstlichen Bemühen um Gutmachung des Schadens als maßgeblicher Milderungsgrund zu beurteilen sein, zitiert das Magazin die Staatsanwaltschaft.

Neben den persönlichen Problemen des Vertriebschefs in Deutschland steht Google in Europa womöglich kurz vor einem Kartellverfahren. EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia unterstrich in der britischen „Financial Times“ seinen Verdacht, dass der US-Konzern seine Marktmacht im Suchmaschinengeschäft missbraucht. Das Internetunternehmen verdiene Geld, indem es bei der Suchfunktion eigene Angebote bevorzuge. „Wir prüfen noch“, sagte Almunia. Seine Überzeugung sei aber, dass Google aus geschäftlichem Interesse Internetverkehr umleite. Das Unternehmen müsse seine Suchergebnisse anders präsentieren, forderte Almunia. Sonst müsse es mit einem Kartellverfahren rechnen.

Im Dezember hatte die EU Google ultimativ aufgefordert, im Januar neue Vorschläge zur Lösung des Streits zu unterbreiten. Seit zwei Jahren gehen die Brüsseler Wettbewerbshüter Beschwerden nach, der Konzern nutze seine herausgehobene Stellung, um Konkurrenten wie Microsoft zu blockieren. Den Vorwürfen zufolge gibt Google den Rivalen bei den Suchergebnissen schlechtere Plätze in der Rangfolge und verschafft eigenen Diensten damit einen unfairen Vorteil.

In den USA kam der Suchmaschinenbetreiber jüngst glimpflich davon. Die dortige Kartellbehörde stellte keine Verfehlung fest und ihre Untersuchungen ein. Google machte allerdings kleinere Zugeständnisse. Almunia führte die verschiedenen Einschätzungen der Wettbewerbshüter auch darauf zurück, dass Google in Europa eine stärkere Position habe als in den USA. Ferner gebe es unterschiedliche Rechtsauffassungen zum Vergehen des Marktmissbrauchs. mit Reuters

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