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Wirtschaft: Ärger zum Abschied

Die letzte Hauptversammlung der Hypo-Vereinsbank wird von Tumulten und Anschuldigungen geprägt

München - Auf der voraussichtlich letzten Hauptversammlung der Hypo-Vereinsbank (HVB) kam es wegen eines Streits um die Abfindung von Aktionären am Dienstag zu Tumulten. Die Versammlung musste gleich zu Beginn unterbrochen werden, als Sicherheitsleute einen wütenden Aktionär daran hinderten, zum Rednerpult zu stürmen, und dieser dabei vom Podium stürzte. Weil die HVB mit Turbulenzen gerechnet hatte, hat sie die Versammlung auf zwei Tage angesetzt. Am Dienstagabend wurde das Treffen unterbrochen, um es am heutigen Mittwoch fortzusetzen.

Viele Aktionäre hatten tagsüber ihrem Ärger über die geplante Zwangsabfindung durch den italienischen Mutterkonzern Unicredit Luft gemacht. Aktionärsschützer bezeichneten das Angebot von Unicredit an die übrigen HVB-Aktionäre als unfair. HVB-Chef Wolfgang Sprißler verteidigte die im Sommer 2005 besiegelte Fusion dagegen als richtigen Schritt.

„Die Aktionäre sind mit der HVB durch einen knietiefen Sumpf gewatet und werden jetzt über den Tisch gezogen“, sagte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz unter dem Beifall von rund 800 Aktionären. Unicredit warf Bergdolt vor, die HVB ausgeschlachtet zu haben. Sie sprach von einem „jämmerlichen Ende“ der HVB. Die Kleinaktionäre verübeln der italienischen Konzernmutter, dass sie die florierende Bank Austria und das Osteuropageschäft 2006 für rund 14 Milliarden Euro von der HVB übernommen hat – einen Preis, der ihrer Meinung nach weit unter dem eigentlichen Wert liegt. Für zu niedrig halten die Anleger auch die angebotene Barabfindung für die restlichen HVB-Anleger von 38,26 Euro pro Aktie. Unicredit hält bereits 95 Prozent an der HVB und will die ehemals zweitgrößte deutsche Bank nach der geplanten Komplettübernahme von der Börse nehmen. Zahlreiche Aktionärsschützer kündigten an, Teilen von Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Mehrere Investoren und Hedgefonds haben Klagen eingereicht und fordern eine Nachzahlung von 17 Milliarden Euro an die HVB.

HVB-Chef Sprißler verteidigte den Zusammenschluss mit Unicredit. Die HVB sei damit „in sicheres Fahrwasser zurückgekehrt“. Nach jahrelangen Verlusten hatte die HVB im Geschäftsjahr 2006 erstmals wieder Gewinne geschrieben. Für 2007 strebt sie ein Vorsteuerergebnis von 1,54 Milliarden Euro und eine Vorsteuerrendite von 16 Prozent an. Innerhalb der Unicredit-Gruppe soll sich die HVB auf ihren Heimatmarkt und auf das Investmentbanking konzentrieren. Dabei will die Bank in den nächsten zwei bis drei Jahren in Deutschland expandieren.

Sprißler verteidigte auch die Höhe der Barabfindung an die Aktionäre als angemessen. Eine von Kleinaktionären geforderte Sonderprüfung zum Verkauf der Bank Austria lehne die HVB deshalb ab. Der Vorstand habe sich bei der Transaktion auf zwei Gutachten gestützt.

Nicole Nuss

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