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Wirtschaft: Afrikanische Staaten bemühen sich um ausländische Investitionen

Es geht ganz schnell. Ein Polizeiwagen biegt um die Ecke am Hotel Adlon - und noch einer und noch einer und noch einer.

Es geht ganz schnell. Ein Polizeiwagen biegt um die Ecke am Hotel Adlon - und noch einer und noch einer und noch einer. Den Polizeiwagen folgt ein Schwarm Polizisten auf Motorädern, dann eine ganze Kolonne schwarzer Limousinen. Eine von ihnen hält direkt vor dem Eingang der Commerzbank am Pariser Platz. Und heraus tritt: Seine Majestät der König von Swasiland, König Mswati der Dritte. Wow. Berlin hat königlichen Besuch. Das Staatsoberhaupt will die Stadt angucken, sich ins Goldene Buch eintragen und sich mit deutschen Unternehmern treffen. In der Commerzbank am Pariser Platz. König Mswati treibt nicht etwa das Interesse an Deutschland nach Berlin. Ihn treibt die Verzweiflung - aufgrund der wirtschaftlichen Probleme seines kleinen südostafrikanischen Staates. Das Staatsoberhaupt befindet sich auf Werbefahrt durch die Industriestaaten und sucht nach mutigen Geschäftsleuten, die in sein Land investieren.

Bei einer Arbeitslosenquote von rund 40 Prozent geht es König Mswati vor allem um eines: Arbeitsplätze schaffen. Vor allem für den Nachwuchs. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Swasiland ist jünger als 21 Jahre. Und die Einwohnerzahl wächst rapide: Im Schnitt bekommt jede Frau sechs Kinder. Im Jahre 2016 wird sich die Bevölkerung nach Angaben des swasischen Gesundheitsministeriums verdoppelt haben. Von heute 900 000 auf knapp zwei Millionen. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, muss die Wirtschaft wachsen - möglichst schnell und möglichst lange.

Swasiland sieht, wie viele andere Entwicklungsländer in ähnlicher Situation, die einzige Chance in Investitionen aus den Industriestaaten. Armut, Arbeitslosigkeit, Auslandsschulden, starkes Bevölkerungswachstum und geringe wirtschaftliche Leistung drängen Entwicklungsländer, die auf Importe angewiesen sind, aber kaum etwas zu exportieren haben, in einen Teufelskreis, aus dem sie sich kaum selber befreien können. Ihnen bleibt die Hoffnung, dass ausländische Firmen ins Land kommen, Fabriken bauen und Einheimischen Arbeitsplätze anbieten. Der Erfolg einiger ausländischer Firmen, so die Hoffnung, zieht weitere Firmen an und erhöht die Attraktivität des Landes. Direktinvestitionen ins Inland bringen, statt sich im Ausland hoch zu verschulden, lautet also die Devise.

Aber die Skepsis möglicher Investoren lässt sich nicht so einfach aus dem Weg räumen. "Was bringt uns das?" fragt ein Unternehmer beim Treffen mit dem König. Und so nutzten die Besucher aus Swasiland die Gelegenheit, die guten Seiten der 900 000-Mann-Monarchie zu preisen. Die Minister des Königs werden nicht müde, den deutschen Geschäftsleuten zu versichern, dass der Zugang zu Märkten außerhalb von Swasiland durch verschiedene Handelsabkommen mit weitere afrikanischen Staaten gegeben ist. Swasiland zeichne sich insbesondere durch Frieden und politische Stabilität aus. Junge, qualifizierte Arbeitskräfte seien vorhanden. Verkehrsnetz, "strategische Lage" des Landes, Klima, Freizeitangebot - "alles hervorragend", sagt König Mswati. Außerdem werde man, betonen die Afrikaner, jeden ausländischen Investor wie nur irgend möglich unterstützen: "Ganz gleich, was Sie in Swasiland auf die Beine stellen wollen, wir helfen ihnen. Nur bitte: Kommen Sie!" Hat die Kampagne schon etwas bewirkt? "Ja, es gibt schon einen Interessenten", sagt Arbeitsminister Lutfo Dlamini. "Vielleicht werden es ja noch mehr." Und vielleicht hat die königliche Delegation in den kommenden Tagen Erfolg in Paris. Oder in Brüssel. Oder in Luxemburg.

Julia Raabe

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