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Wirtschaft: Agenturen erhöhen Druck auf Jobsuchende Behörden kürzen Transfers – und vermitteln rascher

Berlin - Die Arbeitsmarkt-Reformen der Bundesregierung führen schon jetzt dazu, dass Arbeitslose schneller wieder eine neue Stelle finden. Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe Anfang 2005 werde den Trend weiter verstärken, sagten Arbeitsmarktforscher dem Tagesspiegel.

Berlin - Die Arbeitsmarkt-Reformen der Bundesregierung führen schon jetzt dazu, dass Arbeitslose schneller wieder eine neue Stelle finden. Die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe Anfang 2005 werde den Trend weiter verstärken, sagten Arbeitsmarktforscher dem Tagesspiegel. Grund dafür sei der höhere Druck, der auf Beschäftigungslose ausgeübt werde. Verschärfte Sperrzeitenregelungen und Zumutbarkeitskriterien für eine neue Stelle ließen Beschäftigung entstehen, „die es sonst nicht gegeben hätte“, sagte Holger Schäfer vom arbeitgebernahen Institut der Deutschen Wirtschaft (IW).

Mit dem Hartz-II-Gesetz ist bereits 2003 der Druck auf Arbeitslosengeld-Empfänger erhöht worden. Lehnen sie einen Job ab, müssen sie den Grund dafür erklären. Ansonsten drohen ihnen Sperrzeiten, das heißt, sie erhalten drei bis zwölf Wochen lang keine Leistungen mehr von der Arbeitsagentur. Vor der Gesetzesänderung hatte die Beweispflicht bei der Behörde gelegen.

Tatsächlich sind 2003 deutlich mehr Sperrzeiten verhängt worden als 2002. Wegen Ablehnung einer Beschäftigung wurden 153000 Sperrzeiten verhängt, fast dreimal so viele wie im Vorjahr. Gleichzeitig stieg 2003 die Zahl der Arbeitslosen, die wieder einen Job bekommen haben, um sieben Prozent. Im ersten Halbjahr 2004 setzte sich dieser Trend fort. Mit 70526 verhängten Sperrzeiten wegen Ablehnung einer Beschäftigung ist die Zahl bereits deutlich höher als 2002.

Dass so Arbeitslose tatsächlich schneller wieder eine Stelle finden, belegen Studien aus den Niederlanden und der Schweiz, wo ähnliche Sperrzeitenregelungen wie nun in Deutschland gelten. „Wenn konsequent Druck aufgebaut wird, hat das einen positiven Effekt auf die Beschäftigungszahlen“, sagte IW-Mann Schäfer. Auch Eric Thode von der Bertelsmann-Stiftung sieht eine Verbindung zwischen der rigiden Verhängung von Sperrzeiten und einem steigenden Abgang in Beschäftigung. „Die persönliche Bereitschaft, auch eine Arbeit anzunehmen, die nicht den Idealvorstellungen entspricht, wird erhöht“, sagte Thode.

„In den Niederlanden hat sich die Wiederbeschäftigungsrate bei Arbeitslosen, die mit einer Sperrzeit belegt worden sind, rapide erhöht“, bestätigte Alexander Spermann, der den Forschungsbereich Arbeitsmärkte beim Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim leitet. Bei den Männern sei sie um 58 Prozent, bei den Frauen sogar um 67 Prozent angestiegen. Eine Studie aus der Schweiz belegt, dass die Anwendung von Sperrzeiten auch die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit verkürzt. Die sei allein schon durch den Abschreckungseffekt zurückgegangen. „Und bei den Betroffenen hat es im Schnitt statt 212 nur noch 190 Tage gedauert, bis sie wieder eine Arbeit hatten“, sagte Spermann.

Dagmar Rosenfeld

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