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Agrarwirtschaft: Milch-Streik: Baldiges Ende in Sicht

Im deutschen Lebensmittelhandel zeichnen sich nach dem zehntägigen Lieferboykott der Milchbauern höhere Milchpreise ab. Nach den Zugeständnissen des Discounters Lidl zeigt sich auch Aldi Süd verhandlungsbereit. Die Milchbauern wollen aber zunächst weiter protestieren.

Der Bundesverband der Milchviehhalter (BDM) sprach von einem ersten Schritt in die richtige Richtung und hält ein baldiges Ende des Lieferstreiks für möglich. "Ich denke, dass wir nicht mehr allzu lange mit dem Lieferstreik weitermachen", sagte der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber auf N24. Zunächst setzten die Milchbauern ihre Proteste aber fort. In Dresden, Leipzig und Chemnitz, aber auch in Hamburg und Mülheim an der Ruhr versammelten sich Milchbauern nach Polizeiangaben in Innenstädten oder vor Handelszentralen.

"Ende nicht mehr allzu weit entfernt"

Schaber sagte weiter, die Milchbauern wollten die Geduld des Verbrauchers nicht unnötig strapazieren. "Ich kann mir schon vorstellen, dass das Ende nicht mehr allzu weit entfernt ist." Trotz der Ankündigung von Lidl, von der kommenden Woche an in seinen Filialen den Verkaufspreis je Liter Milch um zehn Cent anzuheben, wollten die Milchbauern aber zunächst weiter protestieren. Man müsse dran bleiben, sagte Schaber. "Es müssen noch weitere diesem Beispiel folgen", sagte Schaber mit Blick auf andere Einzelhandels-Firmen.

Aldi Süd zeigte sich zu kurzfristigen Neuverhandlungen bereit und teilte dazu mit: "Dabei orientiert sich Aldi Süd an den aktuell im Markt diskutierten Erzeugerpreisen." Konkrete Zahlen wurden aber nicht genannt. Vor den Zentralen der Schwesterunternehmen Aldi Süd in Mülheim und Aldi Nord in Essen demonstrierten erneut Milchbauern, um den führenden deutschen Discounter zum Einlenken zu bewegen. Sie werfen Aldi vor, Ausgangspunkt der massiven Preissenkungen im Frühjahr gewesen zu sein. An den Milchpreisen von Aldi orientieren sich erfahrungsgemäß auch zahlreiche andere Lebensmittelhändler.

Der zweitgrößte deutsche Discounter Lidl war am Mittwoch mit der Ankündigung einer deutlichen Preiserhöhungen im Kreis der wichtigen Lebensmittelhändler vorgeprescht. Andere Handelsriesen sind trotz bestehender Verträge ebenfalls zu neuen Verhandlungen mit den Molkereien bereit. "Wir sind grundsätzlich gesprächsbereit", sagte ein Sprecher des größten deutschen Lebensmittelhändlers Edeka in Hamburg. Der zweitgrößte deutsche Lebensmittehändler REWE wiederholte das Angebot, mit seinen Lieferanten über den Milchpreis zu verhandeln. "Wenn sich ein neuer Marktpreis bildet, wird die REWE diesen Marktpreis nachvollziehen", sagte ein REWE-Sprecher.

"Heiße Phase der Verhandlungen"

Ähnliche Signale kamen auch von Tengelmann. "Wenn der Markt es hergibt, ziehen wir nach", sagte eine Sprecherin der Tengelmann- Supermarktkette Kaisers in Mülheim. Auch eine Sprecherin der Discount-Tochter Plus zeigte sich bereit für weitere Gespräche. "Wir gehen davon aus, dass wir uns entsprechend des aktuellen Marktgeschehens verhalten werden", sagte die Sprecherin. Beim Handelsriesen METRO war zunächst keine Entscheidung über das weitere Vorgehen gefallen.

Wie der Deutsche Bauernverband mitteilte, protestierten Bauern mit Schleppern vor Aldi Süd und vor Aldi Nord. In Dresden, Chemnitz und Leipzig demonstrierten den Angaben zufolge Bauern mit bis zu 50 Traktoren für höhere Milchpreise. In Hamburg hielt die Mahnwache von 80 Bauern aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein vor der Edeka- Zentrale an. Über 100 Landwirte aus Bayern und dem benachbarten Thüringen zogen vor die Zentrale von Norma in Fürth.

Für den Nachmittag hatte der Bundesverband deutscher Milchviehhalter (BDM) zu einer Kundgebung am Brandenburger Tor aufgerufen, um die "heiße Phase der Verhandlungen zwischen Molkereiwirtschaft und Lebensmitteleinzelhandel" zu begleiten. Die Milchbauern verlangen Preise von mehr als 40 Cent für den Liter Milch. (nal/dpa)

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