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Fliegen auf Berlin: Gerät Deutschlands zweitgrößte Airline in britische Hände?

© dpa

British Airways expandiert: Air Berlin als Übernahmekandidat

Die Fluggesellschaft British Airways ist weltweit auf Einkaufstour. Für Branchenexperten gilt auch Air Berlin als Kandidat für eine Übernahme durch die Engländer.

Noch ist die Tinte unter dem Fusionsvertrag zwischen den Fluggesellschaften British Airways (BA) und der spanischen Iberia nicht trocken, da macht sich BA-Chef Willie Walsh bereits auf die Suche nach dem nächsten großen Übernahmeziel. Walsh hat zwölf Kandidaten identifiziert, die den neuen Konzern auf seinem Expansionskurs voranbringen könnten – darunter offenbar auch Air Berlin.

Der Brite möchte bei der Konsolidierung der Luftfahrtbranche die Nase vorn haben. „Unsere Konkurrenten werden sich umschauen, um vorwärts zu kommen. Daher wollen wir sicherstellen, dass wir die Konsolidierung unmittelbar weiter vorantreiben können“, sagte der 48-jährige Walsh, der nach der Fusion mit Iberia die Führung des neuen Konzerns übernehmen soll, in einem Interview.

Dabei steht British Airways alles andere als gesund da. Lange Zeit drohte die Nummer drei unter den europäischen Fluglinien den Anschluss an Konkurrenten wie Lufthansa und Air France-KLM zu verlieren. Der Konzern litt nicht nur unter den Folgen der Wirtschaftskrise, hausgemachte Probleme wie der Dauerstreit mit dem Kabinenpersonal und das milliardenschwere Loch in der Pensionskasse belasteten zusätzlich.

Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2010/11 vergrößerte sich der Nettoverlust um fast elf Prozent auf 164 Millionen Pfund (196 Millionen Euro). Trotz dieses Rückschlags hält Walsh an seinem Ziel fest, im Gesamtjahr vor Steuern wieder Gewinn zu machen. „Walsh steht unter Zugzwang, nur hat er eine leere Kasse und kaum Erfahrung mit der Integration einer Airline“, sagt ein Luftfahrt-Experte.

Da man in Großbritannien auf alles und jedes wetten kann, bieten die Buchmacher auch Quoten für die wahrscheinlichsten Übernahmeziele von BA. Oben auf der Liste steht die chilenische Fluggesellschaft Lan Airlines. Die geht derzeit mit der brasilianischen Tam zusammen und wäre damit ein ziemlich mächtiger Brocken für die angeschlagenen Briten.

Ein möglicher Kandidat ist nach Ansicht von Beratern auch Air Berlin. Die zweitgrößte deutsche Airline sei am neuen Berliner Flughafen BBI ein idealer Verteiler. Air Berlin ist gerade dabei, der Meilenpartnerschaft One World beizutreten. Gleichzeitig bekäme BA mit Air Berlin Zugriff auf einen Billiganbieter auf dem Kontinent. Interesse signalisierte Walsh auch an der britischen BMI, die zur Lufthansa gehört. Eine weitere Lufthansa-Tochter, die New Yorker Jet Blue Airways, ist ebenfalls ein Übernahmekandidat.

Viele Branchenexperten sehen die Pläne des BA-Chefs allerdings skeptisch. Übernahmen in der Branche böten selten ausreichend Synergien. Viele Gesellschaften seien selbst schon so groß, dass die Rabattgrenzen beim Einkauf etwa von Flugzeugsitzen und anderem Material bereits ausgeschöpft seien. Auch sei eine zu große und lose Ansammlung von Fluglinien kaum noch zu steuern. (jkn/mm)

Quelle: Handelsblatt

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