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Joachim Hunold

© ddp

Air Berlin: "Wachstum mit Hindernissen"

Air Berlin will profitabler werden, aber dämpft die eigenen Erwartungen. Die Börse reagiert geschockt - ein weiteres Mal.

Der Kernsatz fiel ganz zu Beginn. „Das hatten wir uns etwas anders vorgestellt“, sagte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold über den Gewinneinbruch, der die Bilanz des abgelaufenen Jahres trübt. Anders vorgestellt hatte er sich wohl auch, wie die Finanzwelt auf den Ausblick der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft reagiert. Ein Gewinn vor Steuern und Zinsen von 73 bis 120 Millionen Euro im laufenden Jahr – angesichts der 21,4 Millionen Euro im vergangenen Jahr wäre das ja eigentlich so schlecht nicht. Nur: Es ist noch kein halbes Jahr her, dass Air Berlin 140 bis 160 Millionen Euro prognostiziert hatte.

Die Börse reagierte am Montag wieder einmal geschockt: Bis zu 14 Prozent verlor der Kurs und schloss schließlich nur leicht erholt bei 7,38 Euro. „Wir haben hier keine Prognose aus dem Bauch gemacht, sondern nach bestem Wissen und Gewissen“, warb Hunold. Dennoch will die Finanzaufsicht Bafin prüfen, ob die neuen Vorgaben nicht einige Stunden früher hätten veröffentlicht werden müssen. Auch werde routinemäßig untersucht, ob es zu illegalem Insiderhandel gekommen sei, hieß es. Analysten kritisierten, dass die Gewinnziele zunächst nur im kleinen Kreis erläutert wurden. „Jetzt wird es wichtig, dass Air Berlin die Prognosen erfüllt, vielleicht sogar übererfüllt, und wieder Vertrauen gewinnt“, sagte Martina Noß von der NordLB. Die Berliner Fluggesellschaft habe den Markt zum wiederholten Mal binnen weniger Monate enttäuscht, sagte auch Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler. „Zwischen Lufthansa und Air Berlin liegen Welten.“

Auch für das abgelaufene Jahr gab es Korrekturbedarf. Erst vor knapp drei Wochen hatte Air Berlin die Nachricht verbreitet, dass der Gewinn nach Steuern um knapp 80 Prozent auf elf Millionen Euro gesunken sei. Der Aktienkurs brach schon damals massiv ein. Jetzt bleiben unterm Strich zehn Millionen Euro Gewinn mehr, jedoch ausschließlich auf dem Papier. Denn der Gewinn für 2006 wurde um dieselben zehn Millionen Euro verringert. Ein Steuerergebnis war dem falschen Jahr zugerechnet worden. Der Gewinneinbruch für das abgelaufene Jahr beträgt jetzt also knapp 50 Prozent. „Wir sind mit dem Ergebnis nicht zufrieden“, räumte Hunold ein. Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer machte das schlechte Wetter im Frühjahr sowie die verspätete und unerwartet schwierige Integration von LTU verantwortlich. Diese Ursachen hätten das Ergebnis mit rund 70 Millionen Euro belastet, sagte er und sprach von einem „Wachstum mit Hindernissen“. Gleichzeitig stieg aber der Umsatz um 61 Prozent auf 2,54 Milliarden Euro.

Den verhalteneren Ausblick für das laufende Jahr erklärt das Unternehmen vor allem mit den neuen China-Verbindungen. Air Berlin fliegt Peking und Schanghai künftig von Düsseldorf aus insgesamt zehn Mal pro Woche an. Hüttmeyer bezifferte die Anlaufverluste auf mehr als zehn Millionen Euro. Doch auch die Entwicklung der Treibstoffpreise macht Air Berlin Sorge. Zwar hat sich die Fluggesellschaft drei Viertel des im laufenden Jahr voraussichtlich benötigten Flugbenzins zu Preisen gesichert, die rund ein Viertel unter aktuellen Werten liegen, aber der Rest ist nicht abgesichert und kann das Ergebnis belasten. Air Berlin will gegensteuern, auf unrentable Strecken verzichten, den Vertrieb verbessern, die Flotte besser managen und so insgesamt bis zu 100 Millionen Euro einsparen. An Stellenabbau sei nicht gedacht, sagte Hunold. Nach dem starken Wachstum durch die Übernahmen von dba und LTU solle nun die Rentabilität wachsen.

Ohnehin heißt es bei der nächsten Übernahme noch Warten: Eigentlich will Air Berlin bis Februar 2009 die Mehrheit an Condor halten, hat aber noch nicht die Zustimmung des Bundeskartellamts. Die Prüfung dauert länger als zunächst geplant. Vorstandschef Hunold führte den „erhöhten Erklärungsbedarf“ auf einen Personalwechsel in der Behörde zurück, zeigte sich aber gelassen: Erst wenn der Sommerflugplan für nächstes Jahr aufgestellt werde, müsse man wissen, woran man sei. „Insofern haben wir noch Zeit genug.“

Trotz des Gewinneinbruchs und des niedrigen Aktienkurses – allein im vergangenen Jahr sank er um ein Viertel – steigen die Vergütungen der Mitglieder des Vorstands („Executive Directors“) und des Aufsichtsrats („Non-Executive Directors“) um durchschnittlich 13 Prozent auf insgesamt 4,6 Millionen Euro. Hunold, dessen Bezüge sogar noch etwas stärker zulegten, kommt für das abgelaufene Jahr auf knapp zwei Millionen Euro. Er wies aber am Montag darauf hin, dass die erfolgsabhängigen Bestandteile gesunken seien, während der Anstieg des Fixums schon vor längerer Zeit festgelegt worden sei.

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