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Airbus-Krise: EADS-Manger unter Insiderhandel-Verdacht

Der Luft- und Raumfahrtkonzern EADS hat offenbar schon früher Produktionspläne für den Super-Airbus A380 zurückgefahren als öffentlich zugegeben. Fast 800 EADS-Manager sollen bereits Monate vor Bekanntgabe der Probleme ihre Aktien verkauft haben.

Paris - Der damalige Airbus-Technikchef Alain Garcia soll im EADS-Verwaltungsrat schon am 7. März 2006 über die Verzögerungen beim A 380 gesprochen haben, berichtete die Pariser Finanzzeitung "La Tribune". "Am selben Abend begannen die Manager mit dem Verkauf" ihrer Aktien, schreibt das Blatt. Es stellt die Frage, wann die Manager das ganze katastrophale Ausmaß der Verzögerungen um zwei Jahre kannten. Airbus SAS gab zu dem Bericht keinen Kommentar. Bei der französischen Börsenaufsicht laufen derzeit Ermittlungen wegen möglicher Insiderverstöße.

Im Mai 2005 hatte Airbus erstmals seinen Kunden Verspätungen von sechs Monaten beim A380 gemeldet. Noch bis Mai 2006 habe der damalige Airbus-Chef Gustav Humbert dann intern erklärt, dass alles im Plan sei, schreibt "La Tribune". Airbus habe damals offiziell 24 Auslieferungen für 2007 versprochen, intern aber 29 Auslieferungen geplant. Doch schon für die Endmontage des ersten A380 mussten laut "La Tribune" 500 Airbus-Werker aus Hamburg in Toulouse nacharbeiten. Anfang 2006 seien 1000 Hamburger Mitarbeiter im Noteinsatz in Toulouse gewesen.

Ermittlungen gegen EADS-Co-Chef Forgeard

Am 6. März 2006 habe Airbus auch intern den Auslieferungsplan 2007 auf 24 Maschinen gesenkt. Tags darauf tagte der Verwaltungsrat mit Humbert und Garcia. Garcia habe in einem aufgezeichneten Telefonat mit dem Unternehmer Jean Galli Douani erklärt, im Verwaltungsrat sei es auch um die "schweren Probleme" beim A380 und die Verzögerungen gegangen, schreibt die Zeitung. EADS verweist auf Nachfrage dazu auf sein Dementi vom 25. April. Damals hatte die Zeitung "Libération" die angebliche Aussage Garcias zitiert, er habe die A380-Verzögerungen im Verwaltungsrat auf zwei Jahre beziffert. "Es ist falsch, dass Alain Garcia irgendeine Stellungnahme zur Verzögerung des A380-Programms auf dem Treffen des EADS-Verwaltungsrates am 7. März 2006 abgegeben hat", erklärte EADS damals.

Nach dem 7. März 2006 hatten laut "Tribune" 85 Prozent der 800 EADS-Manager mit Recht auf Aktienoptionen ihre Aktien verkauft. Anfang April senkten die EADS-Großaktionäre Lagardère und Daimler-Chrysler ihre Anteile und BAE Systems kündigte seinen Ausstieg aus Airbus an. Laut "La Tribune" reduzierte der Verwaltungsrat den Auslieferungsplan 2007 am 15. April auf 17 und am 13. Juni vorigen Jahres dann auf neun A380. Am 3. Oktober gab EADS das Ziel von nur einer Maschine für 2007 bekannt. EADS-Co-Chef Noël Forgeard verließ bereits am 2. Juli mit 8,5 Millionen Euro Abfindungen das Unternehmen. Gegen ihn laufen Ermittlungen wegen Verdacht des Insiderhandels. (tso/dpa)

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