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Wirtschaft: Airlines: Sabena nimmt unbenutzte Tickets zurück

Die Zahl der Flugbuchungen ist seit dem 11. September stark zurückgegangen.

Die Zahl der Flugbuchungen ist seit dem 11. September stark zurückgegangen. Außerdem müssen die Airlines mehr Geld für zusätzliche Sicherheit und höhere Versicherungsprämien aufbringen. Deshalb haben die meisten Fluggesellschaften bereits Verbindungen eingestellt und Sparprogramme im großen Stil angekündigt. Allein Lufthansa hat 13 Prozent der Flotte still gelegt. Nach zwei Milliarden Mark Gewinn im Jahr 2000 droht den Frankfurtern dieses Jahr ein Verlust. Auch British Airways steht vor dem ersten Verlustjahr seit der Privatisierung 1987. Die niederländische Fluggesellschaft KLM hat 15 Prozent ihrer Kapazitäten aus dem Markt genommen.

Am schlimmsten hat es Swissair und ihre belgische Tochter Sabena getroffen. Diese hatten allerdings schon vor dem 11. September Schwierigkeiten, weil sie zu wenig auf die Kosten und zu sehr auf ihren Marktauftritt geachtet haben. Beide Airlines sind pleite. Für 4500 Mitarbeiter von Swissair war am 31. Oktober der letzte Arbeitstag. Die 12 000 Sabena-Beschäftigten wurden am Mittwoch gebeten, zu Hause zu bleiben. Zum Konkursantrag gab es keine Alternative mehr. Zwar will die Regierung eine neue, kleine Sabena weiterbetreiben. Doch wann und zu welchen Konditionen, ist noch völlig offen. Darauf wird die Konkurrenz nicht warten: Die flämische VLM will künftig von Brüssel nach London fliegen und Virgin Airlines bedient von Montag an die Strecken von Brüssel nach Genf, Zürich, Stockholm und Göteborg. Der Billigflieger Ryanair schloss zeitgleich zum Konkursantrag von Sabena mit dem belgischen Regionalflughafen Charleroi einen 15-Jahres-Vertrag ab. Und auch LTU will Ryanair gefährlich werden. Die Düsseldorfer Ferienfluggesellschaft, wie Sabena eine Tochter der Schweizer Swissair, steht zwar besser da als die Belgier, sucht aber nach einem neuen Geldgeber.

Verständlich, dass die Kundschaft verunsichert ist und sich zurückhält. Reisebüros berichten von Kunden, die ausdrücklich kein LTU-Ticket wollen; allerdings auch von solchen, die aus alter Verbundenheit zum einstigen Pauschalreisen-Pionier unbedingt mit LTU reisen wollen. Fest steht: wer jetzt einen LTU-Flug ohne Pauschalarrangement bucht, hat schlechte Karten. Macht auch LTU pleite, gibt es keinen finanziellen Schadenersatz für die Kunden.

Derweil bemüht sich Sabena um Schadenbegrenzung. Die Passagiere am Flughafen Tempelhof wurden rechtzeitig über den Ernst der Lage informiert und auf andere Airlines umgebucht. Außerdem wollen die Belgier den Kunden noch nicht genutzte Tickets erstatten. Sabena-Chef Fred Chaffart hat die Kunden aufgefordert, sie sollten ihre Flugscheine so schnell wie möglich zurückbringen. Denn noch gibt es Hoffnung auf einen Reservefonds zur Rückerstattung von Tickets.

Martina Ohm

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