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Wirtschaft: Aktienfonds: Zahl der Besitzer steigt rasant

Immer mehr Deutsche werden Aktionäre. Das Thema Vermögensaufbau und private Altersvorsorge spielt bei den Bürgern eine immer größere Rolle, und der Beratungsbedarf über Anlagemöglichkeiten, speziell an der Börse, wächst mit.

Immer mehr Deutsche werden Aktionäre. Das Thema Vermögensaufbau und private Altersvorsorge spielt bei den Bürgern eine immer größere Rolle, und der Beratungsbedarf über Anlagemöglichkeiten, speziell an der Börse, wächst mit. Informationen rund um die Aktie bieten in der kommenden Woche in Berlin ein Kongress und eine Messe, die vom Weltverband der Privatanleger (World Federation of Investors Corporation, WFIC) veranstaltet werden. Nach 1972 in Düsseldorf und 1986 in Frankfurt (Main) findet die Veranstaltung zum dritten Mal in Deutschland und erstmals in Berlin statt - unter Federführung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der in Düsseldorf ansässigen Aktionärsvereinigung.

Der Kongress vom 6. bis 9. September mit Vorträgen von Bankern und anderen Aktienexperten ist den Mitgliedern des WFIC vorbehalten, es werden 320 Teilnehmer aus aller Welt erwartet. Auf der parallel vom 7. bis 9. September stattfindenden Messe können sich alle Bürger, die sich für die Aktienanlage interessieren, informieren. Unter anderem präsentieren sich dabei 26 Unternehmen (Bankgesellschaft Berlin, Deutsche Bank, Deutsche Telekom, Jenoptik, etc.), zudem bietet ein Computer-Club ein Forum, um sich über Programme zur Aktienanalyse und zur Depotbuchhaltung zu informieren.

17,7 Prozent Aktionäre

"Der Zug zur Aktie ist ungebremst", sagte DSW-Geschäftsführer Jörg Pluta am Freitag bei der Vorstellung des Kongress-Programms in Berlin. 17,7 Prozent der Bürger in Deutschland seien inzwischen Aktionäre, rund elf Millionen (einschließlich der Inhaber von Aktienfonds). In den letzten vier Jahren habe sich die Zahl etwa verdoppelt. In jüngster Zeit habe der Erfolg des Neuen Marktes ebenso dazu beigetragen wie große Neuemissionen wie Infineon, Epcos und T-Online. Das in Aktien gehaltene Vermögen stieg laut Pluta von 1992 bis 2000 von 181 Milliarden auf 635 Milliarden Mark. "Immerhin liegt aber nach wie vor ein Großteil des Geldes, nämlich 2272 Milliarden Mark, in den unterschiedlichsten Spareinlagen." In Versicherungen seien rund 1570 Milliarden Mark angelegt. Gegenüber Ländern wie Großbritannien mit 25 Prozent und Schweden mit 35 Prozent Aktionären liege Deutschland zwar noch zurück, sei aber auf einem guten Weg.

Unsicherheit bei der Beurteilung einzelner Aktien und der Wunsch nach Risikostreuung führten dazu, dass die Anlage in Aktienfonds stärker zugenommen hat als die in Einzeltiteln (siehe Grafik). "Untersuchungen belegen, dass mit langfristig zweistelligen Renditen die Aktie einen weiten Vorsprung vor anderen Anlagen hat", erklärte der DSW-Geschäftsführer. "Sie leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur privaten Vermögensbildung und der dringend erforderlichen effizienten privaten Alterssicherung." Auch stellten sich Unternehmen in ihrer Informationspolitik mehr auf die wachsende Bedeutung der privaten Anleger ein. Die DSW ebenso wie die anderen Landesverbände im Weltverband hat sich das Motto "Investment Education" - Erziehung zum mündigen Investor - auf die Fahnen geschrieben. Sie zählt 25 000 Mitglieder (darunter etwa 610 Investmentclubs). Sie vertritt die Interessen von Aktionären auf Hauptversammlungen, organisiert unter anderem Schulungen und Anlegerseminare und fördert die Gründung von Investmentclubs.

WFIC-Präsident und DSW-Vorstandsmitglied Christian Will nannte als Schwerpunkte des Kongresses "Der Investor zu Beginn des 21. Jahrhunderts" zum einen die Darstellung des Finanzplatzes Deutschland und zum anderen konkrete Ratschläge und Informationen zur Aktienanlage.

Internet und Privatanleger

Vortragsthemen sind unter anderem "Aktuelle Entwicklung des Kapitalmarkts", "Aktienanlage weltweit", "Börsenlandschaft im Umbruch" und "Weltweite Kommunikation - das Internet und der Privatanleger". Vortragende sind unter anderen Professor Clemens Börsig vom Vorstand der Deutsche Bank AG, Professor Rüdiger von Rosen vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) und Heiko Thieme, Fondsmanager in New York.

Der WFIC wurde 1960 in London mit dem Ziel gegründet, das Wertpapiersparen weltweit gemäß marktwirtschaftlichen Grundsätzen zu fördern und in möglichst vielen Ländern die Gründung entsprechener Organisationen anzuregen. Gründungsmitglieder waren die Aktionärsverbände der USA, Großbritanniens, der Niederlande und Neuseelands. Heute gehören dem Weltverband der Privatanleger und Investmentclubs 17 nationale Verbände an. Er vertritt nach Ausssage seines Präsidenten Will etwa 1,1 Millionen Anleger und 60 000 Clubs, die insgesamt rund 200 Milliarden US-Dollar an Anlagekapital repräsentieren. Kongresse finden alle zwei Jahre statt und werden jeweils von einem Mitgliedsland ausgerichtet. Deutschland ist unter den europäischen der größte Mitgliedsverband. Für die Anlegermesse erhoffen sich Will und Pluta rund 5000 Besucher pro Tag (Veranstaltungsort: Hotel Intercontinental Berlin).

bfr

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