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Wirtschaft: Aktionäre tauschen Bewag gegen Vattenfall

Berliner Versorger geht in dem neuen Stromkonzern auf / Stellenabbau ist noch immer nicht geklärt

Berlin (fo). Der neue Energiekonzern Vattenfall Europe, der aus den Stromversorgern und -produzenten Bewag, HEW, Veag und Laubag entsteht, hält sich die Option offen, die Börse für seine Expansion zu nutzen. Die Aktien der Bewag sollen nach der Hauptversammlung am 31. Januar 2003 in Aktien der Vattenfall Europe AG umgetauscht werden. Damit wären die verbliebenen etwa zehn Prozent freien Bewag-Anteilseigner künftig direkt an Vattenfall Europe beteiligt.

Ein Abfindungsangebot ist nach Angaben von Bewag-Finanzvorstand Rudolf Schulten nicht vorgesehen. Stattdessen denke man bei Vattenfall darüber nach, sich über die Börsennotierung frisches Geld vom Kapitalmarkt zu holen und damit sogar den Anteil frei gehandelter Aktien wieder zu erhöhen. Entscheidungen sind aber noch nicht getroffen, zumal in Schweden darüber diskutiert wird, ob der jetzt noch staatliche Mutterkonzern Vattenfall nach den Wahlen im Herbst selbst teilprivatisiert werden könnte. Dann wäre es nicht mehr notwenig, die deutsche Tochter mit Sitz in Berlin an der Börse zu halten. Neben der Bewag ist auch die Hamburger HEW an der Börse notiert. Hier gibt es aber nur noch ganz wenige freie Aktionäre.

Noch nicht entschieden ist nach Informationen des Vorstandsvorsitzenden Hans-Jürgen Cramer über den Umfang des Personalabbaus bei der Bewag im Zuge der Integration in die Vattenfall-Gruppe. Für HEW wurde schon im Juni eine entsprechende Vereinbarung getroffen. Cramer hofft, dass mit den Arbeitnehmern bis Jahresende eine Einigung erzielt werden kann und bestätigte, dass der Abbau über den bislang geplanten Abbau auf 4000 Stellen bis zum Jahr 2005 hinausgehen wird. Ende Juni beschäftigte der Berliner Stromversorger 4983 Vollzeitarbeitskräfte. Durch den Zusammenschluss der vier Energieunternehmen seien viele Funktionen doppelt besetzt, begründete Cramer die Pläne.

Offen ist vorerst weiter, ob Vattenfall Europe künftig auch das Erdgasgeschäft in größerem Umfang betreiben wird. Kern wäre die jetzige Bewag-Beteiligung an der Berliner Gasag (31,6 Prozent). „Vattenfall spielt mit dem Gedanken, ins Gasgeschäft einzusteigen“, sagte Scholten. Interesse hat der schwedische Konzern etwa an der Leipziger Verbundnetz Gas (VNG) angemeldet, die im Zuge der geplanten Fusion von Eon und Ruhrgas abgegeben werden muss. Aber das sei alles „eine Frage des Preises“, heißt es bei Vattenfall. In der Branche wird davon ausgegangen, dass Vattenfall das Erdgasgeschäft nicht allein stemmen kann und will. Spekuliert wird immer wieder über eine Partnerschaft mit Gaz de France (GdF). Bei der Gasag sitzt Vattenfall ohnehin schon mit dem Großaktionär GfD (auch 31,6 Prozent) in einem Boot. Was mit der Billig-Stromtochter Best Energy, die Bewag und Mobilcom 1999 gemeinsam gegründet hatten, geschehen soll, steht ebenfalls noch nicht fest. Bewag gehören inzwischen alle Anteile. Im Gespräch war schon die Aufgabe von Best Energy.

Das letzte eigenständige Geschäftsjahr schließt die Bewag mit einem gegenüber 2000/2001 unveränderten Jahresüberschuss von 148 Millionen Euro ab. Davon werden 130 Millionen Euro an die Aktionäre ausgeschüttet. Das entspricht 58 Cent je Aktie. In dem Ergebnis enthalten sind von 78 auf 178 Millionen Euro gestiegene außerordentliche Aufwendungen für den laufenden Stellenabbau sowie die Stilllegung von Kraftwerken. Dass der Umsatz der Bewag um 48 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro gestiegen ist, liegt an dem kräftig ausgebauten Stromhandel. Dieses Geschäft hat mit dem eigentlichen Stromverkauf in Berlin nichts zu tun und brachte nach Angaben des Finanzvorstands nur einige Millionen Euro an Gewinn.

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