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Flammen schlagen an der beschädigten Colonial-Pipeline in Alabama hoch. Es ist die größte Ölpipeline der USA.

© REUTERS

Alabama: Größte US-Ölpipeline explodiert - Ölpreis steigt

In Alabama ist die größte Ölpipeline der USA explodiert, was die Ölpreise umgehend steigen ließ. Indessen meldet BP einen Gewinneinbruch, Shell dagegen eine Profitsprung.

Nach einer tödlichen Explosion bei Bauarbeiten ist die größte Ölpipeline in den USA gesperrt worden. Die Leitungen in Shelby County im Bundesstaat Alabama würden vorerst nicht benutzt, teilte die Betreiberfirma Colonial mit. Am Montagnachmittag hatte ein Bagger die Pipeline beschädigt und damit eine Explosion ausgelöst. Ein Mensch starb noch am Unglücksort, fünf weitere wurden verletzt.

Die Explosion löste in der dünn besiedelten Umgebung der Pipeline Brände aus. Sie wüteten auf einer Fläche von rund 13 Hektar, wie der Gouverneur von Alabama, Robert Bentley, auf Twitter mitteilte. Um den aus der Pipeline ausgelaufenen, brennenden Treibstoff einzudämmen, wurde laut Bentley ein knapp zweieinhalb Meter hoher und 25 Meter langer Erdwall errichtet. Die Feuer dürften aber „nicht so bald“ gelöscht sein, sagte Ken Burchfield von der örtlichen Polizei der Nachrichtenseite AI.com.

Die Colonial-Pipeline ist gemessen am transportierten Volumen die größte in den USA. Jeden Tag fließen mehr als 2,4 Millionen Barrel (ein Barrel sind 159 Liter) an Benzin, Diesel, Kerosin und anderen Erdölprodukten durch die Rohleitungen. Die Pipeline führt über gut 8800 Kilometer von Houston im Bundesstaat Texas bis nach New York und versorgt etwa 50 Millionen Verbraucher. In Reaktion auf die Sperrung legten die Börsenpreise für künftige Rohöllieferungen umgehend zu, nachdem sie am Montag wieder stark nachgegeben hatten.

Die nach wie vor relativ niedrigen Preise für Rohöl machen den großen Ölkonzernen zu schaffen. Der britische Ölmulti BP musste im dritten Quartal eine Halbierung seines Gewinns hinnehmen, wie er am Dienstag in London mitteilte. BP erwirtschaftete einen bereinigten Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten von 933 Millionen US-Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen noch 1,8 Milliarden Dollar Gewinn erzielt. Analysten hatten jedoch mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. BP will seinen Aktionären weiter 10 Cent Dividende je Aktie zahlen. An der Börse fiel die Aktie dennoch zunächst um rund drei Prozent.

Shell überrascht mit Gewinnsprung

Der Konkurrent Royal Dutch Shell überraschte hingegen mit einem Gewinnsprung. Dank einer höheren Produktion wegen der Übernahme des Wettbewerbers BG sowie Sparmaßnahmen verdiente der britisch-niederländische Konzern im dritten Quartal 1,45 Milliarden Dollar. Vor einem Jahr hatten hohe Abschreibungen für einen Verlust von mehr als 6 Milliarden Dollar gesorgt. Der für die Analysten wichtige bereinigte Gewinn zu Wiederbeschaffungskosten – ohne Lagerbestandsveränderungen und Bewertungseffekte – stieg um 18 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar, wie Shell am Dienstag berichtete. Das war eine Milliarde mehr als von Experten erwartet. Die Aktie legte zeitweise um vier Prozent zu. Den Anteilseignern will Shell weiter 0,47 Dollar Dividende je Aktie zahlen.

Konkurrent BP machte für den Gewinneinbruch den niedrigen Ölpreis und kleinere Gewinnspannen verantwortlich. Positiv wirkten sich demnach eine verbesserte Kostenposition und steuerliche Effekte aus. „Wir machen weiterhin gute Fortschritte, uns dem herausfordernden Preis- und Marktumfeld anzupassen“, schrieb BP-Finanzchef Brian Gilvary in einer Mitteilung.

Shell-Chef Ben van Beurden warnte vor anhaltender Unsicherheit durch den niedrigen Ölpreis. „Die Aussichten bleiben ungewiss“, schrieb er in einer Mitteilung. Shell kämpft seit längerem mit Kostensenkungen, Zurückhaltung bei Investitionen und dem Verkauf von Unternehmensteilen gegen den Ölpreisverfall. Der Konzern hat im Februar die milliardenschwere Übernahme der BG Group abgeschlossen. Sie ist für Shell unter anderem wegen ihrer Gasfelder in Brasilien interessant. Der Konzern hatte angekündigt, im Zuge der Übernahme 12 500 Stellen abzubauen.

Der jüngste Anstieg der Ölpreise steht laut Analyst Neil Wilson von ETX auf unsicheren Beinen. Trotz der leichten Preiserholung bleibt die Skepsis bei Experten groß, dass das Ölkartell Opec und andere Ölproduzenten die zuletzt vereinbarte Förderkürzung umsetzen können. Sollte keine Einigung erzielt werden, dürfte ein weiterer Ölpreisrutsch folgen, erwartet Wilson. Dieser dürfte neue Sparrunden bei den Ölkonzernen auslösen und die Dividenden unter Druck setzen. (AFP/dpa)

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