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Lebensmittel: Aldi, Nestlé und Kamps drehen an den Preisen

Lebensmittel sind hierzulande im Vergleich mit anderen europäischen Staaten günstig. Nun sollen die Preise steigen - weil Rohstoffe teurer werden.

Düsseldorf - Naturkatastrophen, Dürreperioden und Spekulanten sorgen für explodierende Rohstoffpreise: Weizen, Zucker, Kaffee oder Kakao sind in den vergangenen zwei Monaten teilweise um 50 Prozent teurer geworden. Große Lebensmittelhersteller überlegen nun fieberhaft, wann und wie sie die Preise anheben und bei den mächtigen Discountern auch durchsetzen können. Leicht ist das nicht, denn die in Deutschland dominierenden Billigketten sortieren schnell mal ein Produkt aus, falls ihnen der Preis zu hoch erscheint.

Trendsetter Aldi aber hat bereits erste Erhöhungen zugelassen: Die Preise für Fruchtnektar im Sortiment des Discounters sind zu Monatsbeginn um 18 Prozent gestiegen. Noch gravierender ist der Anstieg bei Markenbutter: Sie steht bei Aldi für 1,05 Euro im Regal – statt bisher 85 Cent, ein Plus von 21 Prozent. Milch ist um vier Prozent teurer geworden.

Die Nahrungsmittelproduzenten sind, was öffentliche Äußerungen zur Preispolitik anbelangt, überaus vorsichtig geworden. Denn diese werden von den Kartellämtern schnell als unerlaubte Absprache gewertet. „Jedes Industrieunternehmen hat gewisse Vorräte, aber die sind irgendwann aufgebraucht. Steigende Rohstoffpreise werden dann an den Abnehmer weitergegeben werden müssen“, sagte Nestlé-Deutschlandchef Gerhard Berssenbrügge dem „Handelsblatt“.

Auch Helmut Martell, Hauptgeschäftsführer des Verbandes deutscher Großbäckereien, rechnet mit Preisanstiegen. Konkret heißt das etwa bei der Großbäckerei Kronenbrot: Die Backwaren sollen um sieben bis acht Prozent teurer werden. „Wir wollen die Preise Ende September erhöhen“, kündigte Herbert Mainz, Mitinhaber des Unternehmens, an. Auch beim Traditionsunternehmen Oetker wird über Preissteigerungen beraten. Einem Sprecher zufolge prüft das Unternehmen gerade, „ob Erhöhungen nötig sind“.

Bankanalysten rechnen im kommenden Jahr mit weiteren Preissteigerungen. Denn noch ist der Aufschwung nicht auf den Konten der Bürger angekommen. Das aber, so erwarten beispielsweise die Experten der Deutschen Bank, könnte sich 2011 ändern. Die Löhne werden dann stärker steigen als in diesem Jahr.

Analysten verweisen auch auf Faktoren, die nicht zu beeinflussen sind: Die Welt wird von immer mehr Menschen bevölkert, und sie wird dadurch immer hungriger. Der Trend verstärkt sich, weil sich in China und Indien ein Mittelstand herausbildet, der mehr Fleisch verzehrt. Um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren, werden acht Kilo Getreide als Futtermittel benötigt. Zudem treibt der Klimawandel die Preise – denn Experten zufolge führt er zu weiteren Naturkatastrophen. In Russland werden aufgrund der verheerenden Brände die Ernteprognosen immer weiter nach unten revidiert. Solche Fälle dürften sich häufen. HB

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