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Wirtschaft: Alle lügen, nur die Zahlen nicht (Kommentar)

Wochenlang haben sie verhandelt. Jetzt präsentieren Holzmann, Belegschaft und Gewerkschaft einen Vertrag, der den Beitrag der Arbeitnehmer zur Sanierung des Krisenunternehmens regelt.

Wochenlang haben sie verhandelt. Jetzt präsentieren Holzmann, Belegschaft und Gewerkschaft einen Vertrag, der den Beitrag der Arbeitnehmer zur Sanierung des Krisenunternehmens regelt. Dieser Vertrag ist ein Dokument der Verschleierung. Er kann gelesen werden als Krisentext des deutschen Tarifsystems. Das fängt mit dem Namen an: Sie nennen ihn Sanierungstarifvertrag. So etwas ist im deutschen Arbeitsrecht gar nicht vorgesehen. Doch die Absicht ist leicht zu durchschauen. Hätte man korrekt von Haustarif gesprochen, hätte jedes andere Unternehmen der Branche die Möglichkeit, den Vertrag auch anzuwenden. Das will die IG Bau vermeiden, denn dann wäre der Flächentarif verschwunden. Zugleich versichern die Vertragspartner, die Arbeitszeitverlängerung sei wettbewerbsneutral. Das klingt wie ein Witz. Hatte man sich denn nicht auf die Sanierung geeinigt, damit Holzmann im Wettbewerb wieder bestehen kann? Das ist auch die einzige Begründung, mit der man Arbeitnehmer dazu bewegen kann, wöchentlich fünf Stunden länger zu arbeiten. Aber die Arbeitgeber, die eine Wettbewerbsverzerrung befürchten, sollen beruhigt werden - deswegen das Wort von der Wettbewerbsneutralität. Ehrlich sind nur die Zahlen: Weil der ursprünglich zugestandene Lohnabzug entfällt und sich der Sanierungsbeitrag damit um 70 Millionen Mark verringert, verlieren zusätzlich 500 Holzmänner ihren Arbeitsplatz. So unmittelbar und so hart wie hier greift der Zusammenhang von Lohn und Arbeit im Wettbewerb wohl selten.

ank

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