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Wirtschaft: Allianz AG: Ein führender Allfinanzkonzern entsteht

Die Münchner Allianz AG und die Dresdner Bank wollen gemeinsam einen weltweit führenden Allfinanzkonzern schaffen. Die Gespräche dazu stünden in einem fortgeschrittenen Stadium, seien aber noch nicht abgeschlossen, bestätigte die Allianz in München am Donnerstag entsprechende Gerüchte, ohne Details zu nennen.

Die Münchner Allianz AG und die Dresdner Bank wollen gemeinsam einen weltweit führenden Allfinanzkonzern schaffen. Die Gespräche dazu stünden in einem fortgeschrittenen Stadium, seien aber noch nicht abgeschlossen, bestätigte die Allianz in München am Donnerstag entsprechende Gerüchte, ohne Details zu nennen. Ziel sei es, einen integrierten Finanzdienstleister für Versicherungs-, Vermögens- und Bankprodukte zu bilden.

Nach gescheiterten Versuchen, ihre 22-prozentige Beteiligung an der Frankfurter Großbank zu verkaufen, plant der Versicherungsriese nun offenbar, die Dresdner selbst und vollständig zu übernehmen. Zugleich wolle die Allianz ihre knapp vierzehnprozentige Beteiligung an der Bayerische Hypo- und Vereinsbank (HBV) an die Münchener Rückversicherungs-AG verkaufen, was eine massive Veränderung in der heimischen Finanzbranche auslösen würde, heißt es in Branchenkreisen. Dadurch könnten mit Allianz/Dresdner und Münchener Rück/HBV in München zwei neue, weitgehend getrennte Allfinanzblöcke entstehen. Noch gerätselt wird indessen darüber, ob Allianz und Dresdner fusionieren oder auf dem Weg einer Übernahme der Dresdner durch die Allianz zusammenfinden. Unklar bleibt vorerst auch, ob die Dresdner im Zuge des Zusammenschlusses zerschlagen wird. Weder die Allianz noch die Dresdner will zu solchen Details Stellung nehmen, bevor Entscheidungen vorliegen, die für das Wochenende erwartet werden.

An der Börse wurde die Nachricht verhalten aufgenommen. Das verwundert nicht. Falls der Münchner Versicherer die Frankfurter Bank ohne Abstriche vollständig aufnimmt, würde Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle damit zum einen gegen seine eigene Philosophie verstoßen. Die Allianz werde keine Bank mehrheitlich aufkaufen, weil das einen konturlosen "Allfinanzbrei" ergebe, hatte der Topmanager stets gesagt. Zum anderen ist die Dresdner an sich kein unproblematischer Partner. "Wer eine ganze Bank übernimmt, übernimmt auch deren Probleme," warnte ein Analyst. Zudem gilt das Frankfurter Institut durch die beiden vor Jahresfrist gescheiterten Fusionsversuche mit der Deutschen und Commerzbank als beschädigt. Auch anschließende Bemühungen der Allianz, im europäischen Ausland einen Käufer für die Dresdner zu finden waren nicht von Erfolg gekrönt. Zudem wäre eine Übernahme der Bank mit einem geschätzten Preis von 43 Milliarden Mark nicht gerade billig. Schließlich erwarten einige Beobachter, dass der Versicherer die Dresdner im Falle einer Übernahme nicht unangetastet lässt und zumindest die Investmenteinheit Dresdner Kleinwort Wasserstein abstößt.

Grafik: Der Weg zur Allfinanz

Andererseits käme der Assekuranzriese im Schulterschluss mit dem Institut in zweierlei Hinsicht einen entscheidenden Schritt weiter. Erstens erhielte die Allianz exklusiven Zugriff auf ein großes Bankenfilialnetz, um über diesen Vertriebsweg verstärkt eigene Versicherungsprodukte verkaufen zu können. Bislang ist der Vertrieb per Bankschalter in Deutschland zersplittert. Die Allianz und die zum Konzern der Münchener Rück zählende Ergo-Erstversicherungsgruppe nutzen heute in einem komplizierten regionalen Mix jeweils sowohl das Filialnetz der Dresdner als auch der HVB, um ihre Policen zu verkaufen. Falls Allianz sowie Dresdner verschmelzen und zugleich die Münchener Rück ihre bestehende HVB-Beteiligung auf dann knapp ein Fünftel aufstockt, könnte zugleich der gesamte Filialvertrieb neu geordnet und klar getrennt werden. Allianz-Policen würden dann bundesweit exklusiv über Dresdner- Filialen und Ergo-Produkte nur noch über die HVB angeboten. Zweitens könnte sich die Allianz bei einer Dresdner-Übernahme deren Fondsgesellschaft DIT einverleiben und so der eigenen Vermögensverwaltung, die derzeit zum dritten Kerngeschäftsfeld aufgebaut wird, in Deutschland endgültig zum Durchbruch verhelfen. Zudem erhielte die Allianz Zugriff auf den Beteiligungsbesitz der Dresdner, was inklusive des großen Allianz-Industrieportfolios für bessere Verwertungschancen sorgen könnte. Dennoch hätte eine Übernahme der Bank durch den Versicherer die Züge einer Notlösung. Der Königsweg wäre wohl der vor Jahresfrist spektakulär geplatzte Zusammenschluss von Deutscher und Dresdner gewesen.

tmh

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