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Wirtschaft: Allianz übersteht Wirbelstürme mit Gewinn

Finanzkonzern kann Überschuss im dritten Quartal weiter steigern / Angeblich sollen 10 000 Stellen gestrichen werden

München – Trotz enormer Hurrikan-Schäden hat der Finanzkonzern Allianz im dritten Quartal deutlich mehr als im Vorjahr verdient. Der Gewinn legte um 70 Prozent auf 794 Millionen Euro zu. In den ersten neun Monaten hat der Konzern damit bereits einen Überschuss von 3,5 Milliarden Euro erzielt und gibt sich weiter zuversichtlich: „Beim Gewinn werden wir über vier Milliarden kommen“, kündigte Controllingvorstand Helmut Perlet am Freitag in München an. Ob die Allianz diese Marke nur knapp oder deutlich überspringen werde, wollte Perlet aber nicht sagen.

Meldungen aus Branchenkreisen, dass die Allianz den Abbau von bis zu 10 000 Stellen plane, unter anderem rund 2000 beim Tochterunternehmen Dresdner Bank, wies der Vorstand zurück. Sämtliche Zahlen, die momentan kursierten, „entbehren jeglicher Grundlage und bewegen sich im Bereich der Spekulation“, betonte Perlet. Eine Entscheidung soll aber bis zum 24. November fallen. Dass es zu Stellenstreichungen kommen wird, dementierte Perlet allerdings nicht eindeutig: „Wir gehen vorab nicht mit Ankündigungen raus.“

Auch zu Gerüchten, nach denen es Gespräche mit dem am Montag zurückgetretene Hypo-Vereinsbank-Vorstand Stefan Jentzsch gibt, wollte die Allianz keine Stellung nehmen. Die Allianz sucht derzeit einen neuen Leiter für die Bereiche Corporate- und Investment-Banking, die zusammengelegt und im Hause Dresdner Bank angesiedelt werden sollen. Geplant ist die Verschmelzung der Investmentbank-Tochter Dresdner Kleinwort Wasserstein mit dem Firmenkundengeschäft. Die lange defizitäre Dresdner Bank erzielte im dritten Quartal einen Nettogewinn von 113 Millionen Euro, sieben Millionen weniger als im Vorjahr. „Die Bank ist weiter auf Kurs, 2005 ihre Kapitalkosten zu verdienen“, betonte Perlet. Dazu müsste sie in diesem Jahr etwa 700 Millionen Euro Gewinn machen.

Zu unerwartet großen Belastungen haben dagegen die Wirbelstürme in den USA und Überschwemmungen in Deutschland geführt. Sie hätten das Ergebnis im Schaden- und Unfallgeschäft auf 696 Millionen Euro nahezu halbiert, erklärte Perlet. Die Schadensparte als traditionell wichtigste Säule des Unternehmens hatte im Vorjahresquartal noch ein Ergebnis von 1,14 Milliarden Euro eingefahren.

„Eine derartige Häufung schwerer Naturkatastrophen habe ich in meiner 30jährigen Laufbahn noch nicht erlebt“, sagte Perlet. Allein die Wirbelstürme „Katrina“ und „Rita“ sowie das Hochwasser im Alpenraum hätten die Allianz rund 660 Millionen Euro gekostet. Durch den Einbruch der Schadensparte schrumpfte auch das Gesamtergebnis aller vier Geschäftsbereiche der Gruppe im dritten Quartal um knapp acht Prozent auf 1,7 Milliarden, obwohl sich die übrigen drei Geschäftsbereiche deutlich verbesserten. Nachdem nun auch noch Hurrikan „Wilma“ über die USA gezogen ist, rechnet die Allianz auch im letzten Quartal noch einmal mit Belastungen von rund 124 Millionen Euro. Bis zum Jahresende habe das Unternehmen noch einen Puffer von etwa einer Milliarde Euro, um „außergewöhnliche Ereignisse und Naturkatastrophen“ abzufedern – und trotzdem auf den angepeilten Jahresgewinn von vier Milliarden Euro zu kommen.

Auch das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) werde dieses Ziel wohl nicht in Gefahr bringen: Die Entscheidung der obersten Bundesrichter zum Rückkaufwert von Kapitallebensversicherungen werde die Allianz höchstens „etwa einen niedrigen einstelligen Millionenbetrag kosten“, schätzt Perlet. Im Oktober hatte der BGH entschieden, dass Versicherungen bei Kündigungen von Kapitallebens-Policen mindestens 40 Prozent des Rückkaufswertes erstatten müssen. Bisher hatte die Branche hohe Storno- und Verwaltungskosten abgezogen. Die Lebens- und Krankenversicherung macht derzeit gute Geschäfte. Die Sparte konnte ihren Überschuss im dritten Quartal auf 376 Millionen Euro verdoppeln, in den ersten neun Monaten hat das Lebensversicherungsgeschäft einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro gebracht.

Nadine Oberhuber

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