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Wirtschaft: Allianz und Dresdner: Der Allfinanzkonzern spart Milliarden

Die Übernahme der Dresdner Bank beschert der Münchner Allianz AG als dann hier zu Lande führendem Allfinanzkonzern zusätzliche Milliardengewinne. Ab 2006 betragen die jährlichen Synergien des Zusammenschlusses gut zwei Milliarden Mark, kündigte Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle in München zur Bilanzvorlage an.

Die Übernahme der Dresdner Bank beschert der Münchner Allianz AG als dann hier zu Lande führendem Allfinanzkonzern zusätzliche Milliardengewinne. Ab 2006 betragen die jährlichen Synergien des Zusammenschlusses gut zwei Milliarden Mark, kündigte Allianz-Chef Henning Schulte-Noelle in München zur Bilanzvorlage an. In den fünf Jahren, die es dauern soll, bis die neuen Strukturen funktionieren, würden sich die positiven Effekte auf knapp 4,4 Milliarden Mark summieren. Vier Fünftel aller Synergien entstehen durch Zusatzwachstum, nur ein Fünftel durch Kosteneinsparung, betonte Schulte-Noelle. Grafik: Struktur der Hochfinanz Somit hält sich der durch die Verschmelzung ausgelöste Stellenabau in Grenzen. Zunächst werden 600 von insgesamt 170 000 Stellen gestrichen. Ein wachstumsbedingter Aufbau von rund 3000 Arbeitsplätzen in den nächsten Jahren soll das mehr als wettmachen. Die Verschmelzung kostet einmalig knapp eine dreiviertel Milliarde Mark, die in den Synergieeffekten schon eingerechnet ist. Die Integration von Bank und Versicherer bedeute eine einschneidende Veränderung für den Assekuranzkonzern und schaffe ein neues Gebilde, sagte Schulte-Noelle.

Verkäufer sollen voneinander lernen

Davon betroffen sind vor allem der Vertrieb und die Vermögensverwaltung. So werden bis Ende des Jahres 1000 bisherige Allianz-Vertreter in die bundesweit demnächst noch 850 Dresdner-Filialen geschickt. Im Gegenzug werden bis Ende 2002 gut 300 Dresdner-Wertpapierberater dem Allianz-Vertrieb zugeordnet, um Wissen gegenseitig auszutauschen.

Aufgewertet wird im neuen Finanzhaus die heute vor allem per Telefon und Internet arbeitende Dresdner-Tochter Advance-Bank. Binnen maximal fünf Jahren sollen dort 1700 Experten aus beiden Konzernen neue Fondsprodukte schaffen und so 400 000 zusätzliche Kunden gewinnen. Dennoch ist Schulte-Noelle klar, dass es nur bedingt möglich ist, alle Arten von Policen über Bankschalter und alle Bankprodukte über Versicherungsvertreter zu verkaufen. Das neue Vertriebskonzept sei ausgerichtet auf Spezialisierung und ergebe keinen "Einheitsbrei", verteidigte er den Plan, der die neue Allianz zum "besten Finanzcoach" im Markt machen soll.

Diese Neuordnung des Vertriebs bringt drei Fünftel und damit den Löwenanteil aller eingeplanten Synergieeffekte, versprach der Allianz-Chef. Ein weiteres Fünftel weist er der künftig gemeinsamen Vermögensverwaltung zu, die künftig unter der Bezeichnung Allianz Dresdner Bank Asset Management (Adam) firmieren wird. Das restliche Fünftel der Synergien resultiert aus Kosteneinsparungen. In drei Jahren sollen alle neuen Strukturen stehen und in fünf Jahren reibungslos zusammenarbeiten.

Schulte-Noelle glaubt nicht, dass das vor allem auf den deutschen Markt zielende Verschmelzen von Bank und Versicherer notwendigerweise für andere Länder ein Königsweg ist. Zumindest auf Sicht plane sein Konzern jedenfalls nicht, weitere Banken zu übernehmen. Vielmehr arbeite die Allianz außerhalb Deutschlands künftig weiter mit Kreditinstituten auf Basis reiner Kooperationen zusammen. Das schließe aber weitere Zukäufe von Versicherern nicht aus. Die Allianz könne "noch manches schultern, ohne an Grenzen zu stoßen".

Die anfangs reservierten Börsen zeigten sich vom neuen Allfinanzkonzept überzeugt. Mit einem Plus von gut drei Prozentpunkten stieg die Allianz-Aktie im Dax auf rund 330 Euro und ging damit als Tagesgewinner durchs Ziel. Das vorgestellte Modell habe hohes strategisches Vertriebspotenzial, begründete eine Bankanalystin die Reaktion. Zusammen könnten beide Finanzkonzerne mit ihren gut 20 Millionen Kunden auch noch stärker von der staatlich geförderten en "Riester-Rente" profitieren.

So sieht das auch Schulte-Noelle. Im Fokus der Wachstumsstrategie liege die private Altersvorsorge. Allein in Deutschland werde sich dieser Markt bis zum Jahre 2010 auf rund 1,5 Billionen Mark mehr als verdoppeln. Davon will sich die Allianz mittels der Dresdner-Filialen und der als Hauptmarke für Fonds auserkorenen Dresdner-Tochter Dit eine große Scheibe abschneiden. Auch das Geschäft mit Policen werde stimuliert. So soll der Verkauf von Allianz-Lebensversicherungen über Bankschalter bis 2006 auf gut 2,7 Milliarden Mark verdreifacht werden.

Übernahme-Angebot unverändert

Das bis 13. Juli laufende Allianz-Angebot an die Dresdner-Aktionäre bleibt indessen unverändert. Wer es annimmt, erhält für je zehn Dresdner-Papiere eine Allianz-Aktie nebst 391 Mark in bar. Das Angebot sei fair und angemessen, sagte Dresdner-Chef Bernd Fahrholz. Die Tauschrelation wurde nicht geändert, obwohl der Gewinnbeitrag der Dresdner gegenüber Aussagen vom April stark nach unten korrigiert wurde. Statt 13 Prozent, soll der Allianz-Gewinn durch Hinzurechnung der Dresdner 2001 nur noch um zwei Prozent steigen. Ohne Dresdner hält die Allianz an ihren Prognosen für dieses Jahr fest. Danach steigt der Jahresüberschuss wie im Vorjahr um rund 13 Prozent auf rund 5,3 Milliarden Mark. Inklusive einmaliger Steuereffekte war der Jahresüberschuss 2000 auf 6,8 Milliarden Mark gewachsen. Das interne Beitragswachstum soll sich 2001 auf vier Prozent halbieren und 140 Milliarden Mark Umsatz ergeben. Die Allianz-Dividende wird dieses Jahr um ein Fünftel auf 1,50 Euro je Aktie erhöht.

tmh

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