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Wenig drin: Sparen lohnt sich nicht.

© dpa

Altersvorsorge: Die Immobilie soll's richten

Zwei neue Umfragen zeigen: Der Rente trauen viele Deutsche nicht, den Lebensversicherungen aber auch nicht. Die Lust, fürs Alter zu sparen, sinkt.

Berlin - Die Mehrzahl der Bundesbürger sieht dem Alter mit Sorge entgegen. 82 Prozent der Deutschen fürchten, dass ihre Rente später gar nicht oder nur „gerade“ zum Leben reichen wird, hat eine am Montag veröffentlichte repräsentative Umfrage im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) ergeben.

Dennoch sinkt die Bereitschaft, privat zusätzlich vorzusorgen, wie eine ebenfalls am Montag vorgestellte Allensbach-Umfrage im Auftrag der Postbank ergeben hat. Danach haben 47 Prozent und damit knapp die Hälfte aller Berufstätigen nicht mehr vor, zur Absicherung des Lebensstandards im Rentenalter mehr als bisher auf die hohe Kante zu legen. 2003, als die Postbank-Umfrage erstmals durchgeführt worden war, hatte die Quote nur bei 30 Prozent gelegen.

Schuld sind die anhaltend niedrigen Zinsen, heißt es bei der Postbank. Das bekommen vor allem die Lebensversicherungen zu spüren. Nur elf Prozent der Deutschen halten eine Lebensversicherung mit Kapitalauszahlung noch für „besonders rentabel“, gerade einmal fünf Prozent planen, jetzt noch eine klassische Lebensversicherung abzuschließen. Und selbst für eine staatlich geförderte Riester-Rente interessieren sich nur noch neun Prozent all jener Berufstätigen, die überhaupt noch daran denken, ihre Altersvorsorge auszubauen. Die sinkende Attraktivität der Riester-Rente zeigt sich auch in den jüngsten Zahlen des Bundesarbeitsministeriums. Im zweiten Quartal dieses Jahres ist die Zahl der Riester-Rentenverträge verglichen mit den ersten drei Monaten um weitere 27 000 auf 10,89 Millionen gesunken. Damit setzt sich ein Trend fort, der schon seit längerem zu beobachten ist. Bereits 2012 war der Neuverkauf von Riester-Verträgen nach Angaben des Versicherungsverbands GDV um 36 Prozent eingebrochen. Das wirkt sich jetzt aus: Seit Anfang dieses Jahres sinkt die Zahl der bestehenden Verträge.

Statt zu sparen oder eine Versicherung abzuschließen, setzen die Deutschen lieber auf Immobilien. Ein Drittel der Beruftstätigen, die ihre Vorsorge ausbauen wollen, möchten ein Haus oder eine Wohnung kaufen oder bauen, um darin zu wohnen – das ist fast die Hälfte mehr als noch vor fünf Jahren. „Die eigenen vier Wände sind inzwischen mit weitem Abstand die beliebteste Form in Deutschland, für das Alter vorzusorgen“, sagte Dieter Pfeiffenberger, der im Postbank-Vorstand die Immobilienfinanzierung betreut. Denn auch auf den Plätzen zwei und drei folgen weitere Formen des „Betongolds“: der Abschluss eines Bausparvertrags sowie der Erwerb von Immobilien zur Vermietung.

Auch die Postbank-Studie zeigt, dass die Angst vor Altersarmut wächst. Fast 90 Prozent der Deutschen glauben, dass dieses Problem wachsen wird. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach forderte die neue Regierung am Montag auf, die Notbremse zu ziehen. Das Rentenniveau und der Rentenbeitrag dürften nicht weiter sinken, sagte sie. Heike Jahberg

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