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Altersvorsorge: Fast eine Million Riester-Verträge gekündigt

Vom Hoffnungsträger zum Auslaufmodell? Fast eine Million Riester-Sparer haben ihrem Anbieter schon wieder den Rücken gekehrt. Besonders die Höhe der Abschluss- und Verwaltungskosten für die Verträge verärgert die Kunden.

950.000 der privaten Vorsorge-Sparer hätten bis Ende 2007 den Vertrag gewechselt, die Zahlungen in ihren Vertrag eingestellt oder gekündigt, sagte ein Sprecher des Bundesarbeitministeriums am Montag. Laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) häufen sich die Beschwerden von Riester-Sparern über ihre Verträge.

Die Zahl der enttäuschten Riester-Sparer könnte laut Arbeitsministerium auch höher liegen. In den Zahlen sind nur Rentenversicherungen enthalten. Bankspar- und Fondssparspläne - die beiden anderen wichtigen Riester-Angebote - sind nicht berücksichtigt. Laut Ministerium machen die Rentenversicherungen aber nach wie vor den Löwenanteil aus: Von ihnen gab es rund 9,3 Millionen Verträge. Daneben existierten bis Ende 2007 rund 2,2 Millionen Riester-Fondssparpläne und rund 520.000 Banksparpläne, die nur von wenigen Instituten angeboten werden. Insgesamt gibt es damit rund zwölf Millionen Riester-Sparer.

240 Beschwerden

Ein Bafin-Sprecher sagte, es habe im ersten Halbjahr dieses Jahres 240 Beschwerden bei der Behörde gegeben. Im gesamten Jahr 2007 seien es nur 290 Beschwerden, 2006 nur 299 gewesen. Die Riester-Sparer hätten sich unter anderem über die Höhe der Abschluss- und Verwaltungskosten der Verträge geärgert. Zudem sei es häufiger um Probleme beim Anbieterwechsel gegangen.

Der Staat fördert die seit dem Jahr 2001 angeboten Verträge steuerlich. Riester-Sparer können sich entscheiden: Bei einem Banksparplan wird das Geld angesammelt und jährlich verzinst. Bei einem Fondssparplan vermehrt oder vermindert sich die Rente je nach Kursentwicklung der gekauften Wertpapiere. Die Riester-Rentenversicherung wiederum funktioniert nach dem Prinzip einer Lebensversicherung: Es gibt eine garantierte Rente, die je nach Anlage-Erfolg des Anbieters höher ausfallen kann.

Die Angebote unterscheiden sich stark

Laut "Finanztest" unterscheiden sich die Angebote stark. Beim jüngsten Test hat das Verbraucher-Magazin einen Unterschied der zu erwartenden Rentenhöhe von bis zu 15 Prozent ausgemacht. Bei Renten-Versicherungen fallen auch Kosten für den Abschluss und die Verwaltung an. Laut "Finanztest" sind gerade diese für viele Riester-Sparer in den ersten Jahren ein Ärgernis. Viele Kunden seien überrascht, wenn sie in den ersten Mitteilungen über den Stand ihrer Versicherung sehen, dass die Versicherer die Kosten meist in die ersten Jahre der Vertrags-Laufzeit packen.

Zudem stellte das Verbraucher-Magazin bei einem Test von 28 Riester-Verträgen im Sommer auch fest, dass die meisten Anbieter die wahren Kosten eines Vertrags verschleiern. So liste keine Versicherung exakt auf, wie viel Euro für Abschluss und Verwaltung gezahlt wurden. Wie hoch die Rendite eines Riester-Vertrags ist, wird staatlich nicht kontrolliert. Die Bafin prüft lediglich vor dem Start eines Angebots bestimmte Kriterien: So müssen die Abschlusskosten eines Vertrags auf mindestens fünf Jahre verteilt werden. Wie hoch die Kosten sind, wird dagegen nicht überprüft. Zudem müssen das eingezahlte Kapital und die Zulagen garantiert werden.

Der Sprecher des Bundesarbeitsministeriums sagte, die Riester-Rente sei "zu großen Teilen ein privates Geschäft". Rendite-Erwartungen würden daher nicht geprüft. "Man muss die Rendite trennen von den Mindestanforderungen, die kontrolliert werden." Die Bürger müssten sich durch die Informationsangebote im Internet oder bei den Volkshochschulen über das für sie optimale Produkt informieren. (mfa/AFP)

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