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Wirtschaft: Am Ball bleiben

Die Aufgaben wachsen, das Angebot ist vielfältig: Wo Pflegeprofis lernen – und wie sie sich weiterbilden.

Sie werden dringend gebraucht: Wer eine Ausbildung im Pflegebereich gemacht hat, muss sich um seine berufliche Zukunft keine Sorgen machen. Mittlerweile steigt auch die Zahl der akademischen Angebote. Außerdem gibt es unzählige Möglichkeiten, sich fort- und weiterzubilden – und auf diese Weise oft auch einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen, in die Leitungsebene zu wechseln oder sich selbstständig zu machen.

Die Alice-Salomon-Hochschule – ASH (www.ash-berlin.eu) hat für examinierte Pflegefachkräfte einen Bachelorstudiengang zum Gesundheits- und Pflegemanagement im Angebot. Zugangsvoraussetzung ist eine abgeschlossene Ausbildung in den Bereichen Gesundheits- und Krankenpflege beziehungsweise Gesundheits- und Kinderkrankenpflege, Altenpflege, Entbindungs- oder Heilerziehungspflege. Interessenten ohne Abitur müssen zusätzliche Dokumente einreichen – und ein Motivationsschreiben. Ein Großteil der Absolventen belegt anschließend auch den Masterstudiengang Management und Qualitätsorientierung im Gesundheitswesen.

Nach ihrem Abschluss arbeiten viele von ihnen im Qualitätsmanagement, übernehmen leitende Positionen in Pflegeeinrichtungen oder in der Gesundheitsversorgung. Andere zieht es ins Controlling, den Marketingbereich oder in die Beratung, heißt es bei der ASH.

Die Evangelische Hochschule Berlin – EHB (www.eh-berlin.de) hat ebenfalls einen Studiengang zum Pflegemanagement konzipiert, außerdem das duale Angebot Bachelor of Nursing: Der Modellstudiengang kombiniert den Hochschulbesuch mit einer praktischen pflegerischen Ausbildung bei einem der Kooperationspartner, zu denen unter anderem das St. Hedwig-Krankenhaus, das Evangelische Krankenhaus Elisabeth Herzberge, die Paul Gerhardt-Diakonie oder die Charité gehören. Nach sechs Semestern haben die Azubis, die gleichzeitig Studierende sind, ihren pflegerischen Berufsabschluss in der Tasche, zwei Semester später dann auch den Bachelor.

Die EHB hat vor einigen Wochen außerdem einen achtsemestrigen dualen Studiengang zur Hebammenkunde gestartet, den sie in Zusammenarbeit mit der Schule für Gesundheitsberufe am St. Joseph Krankenhaus organisiert. „An jedem Arbeitstag treffen Hebammen eigenverantwortlich eine Vielzahl von Entscheidungen, die weitreichende Konsequenzen für die Gesundheit von Müttern und Kindern haben können“, sagt Heike Polleit, die den Studiengang koordiniert. Deshalb sei es wichtig, dass jede Entscheidung auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiere. Ergänzend zur praktischen Ausbildung vermittle der Studiengang ein Verständnis für wissenschaftliche Fragestellungen – und bereite auch auf einen Einsatz im europäischen Ausland vor.

Einen besonderen Schwerpunkt auf den Umgang mit Demenzpatienten legt die DRK Fachschule für Altenpflege in der Warschauer Straße in Berlin-Friedrichshain (www.drk-fsa.de). Wer dort eine Pflegeausbildung absolviert, muss ein gerontopsychiatrisches Praktikum machen. Außerdem organisiert die Schule ganztätige Veranstaltungen zur Kommunikation mit den Patienten, an denen sich die Schüler mit der sogenannten Integrativen Validation beschäftigen. Das ist eine Kommunikationsart, die sich auf die Gefühlsebene konzentriert. Sie soll die Kontaktaufnahme mit demenzkranken Menschen erleichtern. Wenn ein Bewohner zum Beispiel mit der Gabel auf den Esstisch schlägt, weil er glaubt, er sei berufstätig und arbeite gerade an seiner Werkbank, sollen sich die Pflegekräfte im Gespräch auf diese Welt einlassen.

Examinierte Pflegefachkräfte können an der DRK-Schule aber auch den Sonderkurs zur Alltagsbegleitung von Menschen mit Demenz besuchen, in dem der Umgang mit Alterskrankheiten, gerontopsychiatrischen und demenziellen Erkrankungen vertieft wird. Wer dieses Angebot belegt hat, arbeitet im Anschluss häufig in speziellen Wohngemeinschaften. Außerdem hat die DRK-Schule eine Weiterbildung zur Leitenden Pflegefachkraft organisiert, die sich an Alten- und Pflegekräfte mit einer mindestens zweijährigen Berufspraxis richtet und ihnen unter anderem Kenntnisse in der Qualitätssicherung und der Mitarbeiterführung vermittelt. Der Kurs qualifiziert die Teilnehmer etwa zur Leitung eines Wohnbereichs oder Sozialdienstes.

Spezialisieren können sich Pflegekräfte zum Beispiel auch auf den Palliativbereich. Experten für „Palliative Care“ kümmern sich etwa in Schmerzambulanzen, Altenheimen, Hospizen oder Krankenhäusern um unheilbar kranke Patienten. Die Berliner Pro Samed Akademie (www.pro-samed.de) hat für Pflegeprofis eine 160-stündige Weiterbildung im Angebot. Und seit einigen Monaten auch das Programm Palliative Care Plus, durch das die Pflegekräfte ihre Kenntnisse Jahr für Jahr ausbauen können. Inhaltlich geht es in diesen Schulungen zum Beispiel um Teamarbeit und Kommunikation, den Umgang mit Burn-out, das Sterben in verschiedenen Religionen, die Gesprächsführung mit schwerstkranken und sterbenden Menschen oder auch um rechtliche Aspekte wie die Patientenverfügung.

Gabriele Wolf arbeitet seit vielen Jahren als Pflegedienstleiterin und Fachkraft für Palliative Care. „Bei meiner Arbeit profitiere ich nicht nur von den Fachkenntnissen, sondern auch von meiner eigenen Lebenserfahrung“, sagt sie. Deshalb sei die Palliativpflege auch eine Chance für Pflegekräfte, die schon seit vielen Jahren im Beruf sind. „Allerdings ist die Tätigkeit psychisch sehr belastend.“ Man brauche auf jeden Fall einen Menschen, mit dem man über das Erlebte sprechen kann.

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