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Wirtschaft: Am Boden geblieben

Touristik und Luftfahrt haben die Wende noch nicht geschafft

Der 11. September ist überwunden“, sagt Jutta Lieneke-Berns, Sprecherin des Bundesverbandes der Tourismuswirtschaft (BTW). Dass aber die Menschen jetzt wieder bereit sind, in ein Flugzeug zu steigen, heißt noch lange nicht, dass es den Reiseveranstaltern derzeit gut ginge – im Gegenteil. Der Präsident des BTW, Klaus Laepple, rechnet damit, dass allein der deutsche Reisemarkt in diesem Jahr insgesamt um mehr als zehn Prozent schrumpfen wird. Die Angst vor dem Fliegen hat nur kurzfristig zu den enormen Buchungsrückgängen dieses Jahres beigetragen. Wichtiger ist, dass der 11. September den beginnenden Aufschwung der Weltwirtschaft beendet hat: An der Reisemisere ist vor allem die allgemeine Konjunkturschwäche schuld – beim Urlaub wird zuerst gespart.

In diesem Jahr werden Luftfahrt und Touristik noch starke Einbußen hinnehmen müssen. Wegen strikter Sparmaßnahmen sieht es aber zumindest in Europa für 2003 besser aus. Der Schock des 11. September hat die Reisebranche nämlich zu ohnehin nötigen Umstrukturierungen angespornt: „Weil Konzerne ihre Strukturen verschlankt und ihre Kapazitäten zurückgefahren haben, sieht es für 2003 wieder gut aus“, sagt Christian Obst, Touristik-Analyst bei der Hypo-Vereinsbank in München. Zwar lagen im August die Buchungszahlen immer noch rund 16 Prozent unter den Werten des Vorjahres, teilte die Amadeus-GmbH mit, über die 85 Prozent der deutschen Reisebüros ihre Buchungen abwickeln. Aber die Branche ist wieder optimistischer: „Im Tourismus erwarten wir, dass sich das Ergebnis des Gesamtjahres dem vom Vorjahr annähert“, sagt Michael Frenzel, Chef des weltgrößten Reisekonzerns TUI.

Auch in der Luftfahrt waren die Anschläge lediglich der Verstärker einer ohnehin vorhandenen Struktur-Krise. Schon vorher waren die Passagierzahlen geschrumpft, bereits im März 2001 hatte die Rezession in den USA angefangen. Nach den Anschlägen beförderte die Lufthansa rund 25 Prozent weniger Passagiere als in normalen Zeiten. Der internationale Dachverband der Weltluftfahrt, die IATA, schätzt die Verluste nach dem 11. September auf 15 Milliarden Dollar.

Die Folge: In den USA muss jetzt eine Fluggesellschaft nach der anderen Konkurs anmelden. In Europa dagegen geht es langsam wieder bergauf. Zwar fielen kranke Fluggesellschaften wie Swissair oder Sabena der Krise zum Opfer. Andere wie die Lufthansa, KLM oder Air France haben sich im Sommer 2002 wieder erholt. Die Lufthansa rechnet dank ihres Sparkurses schon dieses Jahr wieder mit schwarzen Zahlen. In den USA sieht es schlechter aus. Zu hohe Kosten, zu viel freie Kapazitäten und die starke Billig-Konkurrenz machen es den Branchenriesen wie US Airways und United Airlines sehr schwer, aus der Krise zu kommen. fw

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