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Wirtschaft: Amerika und der IWF haben gelernt

Am Mittwoch haben die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) und die Bank von Japan eine gemeinsame Rettungsaktion für den Yen unternommen.Diese ließ den Yen am gleichen Tag von seinem Tiefstand um etwa sieben Prozent in die Höhe schnellen.

Am Mittwoch haben die amerikanische Zentralbank Federal Reserve (Fed) und die Bank von Japan eine gemeinsame Rettungsaktion für den Yen unternommen.Diese ließ den Yen am gleichen Tag von seinem Tiefstand um etwa sieben Prozent in die Höhe schnellen.Clintons Politik der freundlichen Vernachlässigung wurde offenbar umgekehrt.Aber es wurde auch Zeit.

Die Intervention der zwei Zentralbanken, mit Dollarverkäufen den Yen zu stützen, wurde offensichtlich veranlaßt durch die Sorge des amerikanischen Finanzministeriums, Amerika bleibe vom Währungsdrama in Japan nicht verschont.Noch vor wenigen Wochen war aus dem Büro von Finanzminister Robert Rubin durchgedrungen, er wäre nicht besonders besorgt, wenn der Yen die 140-Grenze überschreiten würde.Doch das änderte sich, als der Yen auf 146 kam.

Das Finanzministerium hatte wohl deutlich machen wollen, daß der Yen der amerikanischen Handelsbilanz kaum schadet.Angesichts des jahrelangen amerikanischen Handelsdefizites und der beständigen Gefahr, daß der Kongreß zu Protektionismus umschwenkt, war dies vielleicht verdienstvoll.Dadurch gewann man aber den Eindruck, der Finanzminister kapiere die Bedeutung des Yen-Niedergangs nicht: Der fallende Yen-Kurs bedroht weniger die amerikanische Handelsbilanz als die Stabilität der internationalen Finanzmärkte.

Wenn die Intervention auf dem Devisenmarkt nun signalisiert, daß das Finanzministerium die Gefahr einer internationalen Währungsinstabilität erkannt hat, ist dies sehr begrüßenswert.Daß ein grundlegender Wandel stattgefunden hat, hätte man bereits am Verhalten des Internationalen Währungsfonds (IWF) in der Rußlandkrise erkennen können.

Ein IWF-Vertreter war vor zwei Wochen in Moskau, ohne - soweit wir wissen - eine Abwertung des Rubel zu empfehlen.Noch vor wenigen Monaten hätte der IWF ganz gewiß eine Abwertung angeordnet - im Auftrag des amerikanischen Finanzministeriums.

Das war auch in Thailand im vergangenen Jahr der Fall.Der IWF empfahl dem ostasiatischen Land, die Währung Baht nicht mehr länger an den Dollar zu koppeln.Daraufhin begann der Kurs zu fallen.Und so erging es dann auch dem malaysischen Ringgit, dem philippinischen Peso, dem südkoreanischen Won und der indonesischen Rupiah.Die Bemühungen der Indonesier, den Sturzflug der Rupiah durch die Bindung an den Dollar aufzuhalten, lehnten IWF und Washington ab.

Sogar als die Währungskrise in Japan begann, blieb die amerikanische Politik der freundlichen Vernachlässigung gegenüber internationalen Verpflichtungen bestehen.Es ist wahr, daß die amerikanischen Märkte wahrscheinlich einen großen Aufschwung erlebt haben, als japanische Investoren, durch die neuen Freiheiten des japanischen "Big Bang" am 1.April, vom Yen in den Dollar geflohen sind.Aber inzwischen hat die Welt insgesamt Liquidität verloren.

Ein neuer Bericht der Deutsche Bank Research schätzt, daß die Krise der asiatischen Währungen 1,5 Billionen Dollar an finanziellem Wohlstand in der Region vernichtet hat.Das wirkt sich negativ auf die ganze Weltwirtschaft aus.

Jetzt hat David Malpass von Bear Stearns die Intervention der Fed am Mittwoch "einen großen Politikwandel der Vereinigten Staaten" genannt.Für die amerikanische Regierung ist es ein entscheidender Gesinnungswandel - nämlich der erzwungene Abschied von der Idee, daß Währungen auch ohne ernsthaftes Management einfach freundlich "fließen".Wenn Minister Rubin und die Clinton-Regierung nun anfangen, die Bedeutung von stabilen Wechselkursen zu verstehen, haben wir einen wichtigen Fortschritt gemacht.

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