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ANLEGER Frage: An Anke Sahlen Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank Berlin

Jetzt in Aktien investieren?

Die Aktienmärkte sind zum Jahresauftakt unter Druck geraten, die Rally scheint vorbei. Wie weit wird die Korrektur gehen – und lohnt sich jetzt der Einstieg?

In der zweiten Januarhälfte haben an vielen Aktienmärkten Kursrückgänge eingesetzt. Auslöser waren teils durch den harten Winter verzerrte, schwächer als erwartete US-Konjunkturindikatoren, enttäuschende Meldungen aus dem chinesischen Industriesektor sowie auch aus politischen Querelen (Ukraine, Türkei, Brasilien u.a.) entstandener Druck auf die Währungen einiger Schwellenländer. Die daraus resultierende Unsicherheit für den globalen Konjunkturausblick hat Gewinnmitnahmen ausgelöst. Wenn die Kursrückgänge in der bislang gesehenen Größenordnung bleiben, können sie als Korrektur betrachtet werden und wären aus längerfristiger Perspektive eher vorteilhaft für die weitere Marktentwicklung.

Kurzfristig ist der Optimismus geschwunden, und die Aktienmärkte dürften in den nächsten Wochen schwankungsanfällig bleiben. Die Frage ist, ob die genannten Auslöser nur eine gewisse Übertreibung an den Märkten verhindern oder so stark wirken, dass sie den Aufwärtstrend bei Aktien nachhaltig kippen. Letzteres halten wir für wenig wahrscheinlich. Die verzerrenden Witterungseffekte im Osten der USA dürften abklingen. Die Konjunkturerholung in den Industrieländern erscheint robust genug, um nicht von Währungsturbulenzen infolge hausgemachter Probleme einzelner Schwellenländer aus dem Tritt zu geraten. Und nicht zuletzt halten die großen Zentralbanken an ihrem expansiven geldpolitischen Kurs fest, um die Konjunkturerholung abzusichern. Selbst die viel zitierte Reduzierung der Anleihekäufe der US-Notenbank führt lediglich zu einer weniger expansiven, nicht aber restriktiven Geldpolitik. Das hat die Fed während ihrer Zinssitzung diese Woche noch einmal bestätigt.

In diesem Umfeld erscheinen Aktien weiter attraktiver als Anleihen. Aus regionaler Perspektive sollten Industrieländer bis auf Weiteres mehr Kurspotenzial aufweisen als Schwellenländer. Zwar haben sich durch den Kursanstieg des letzten Jahres Bewertungskennzahlen, wie Kurs- Gewinn-Verhältnisse, fairen Niveaus genähert. Die aktuellen Konjunkturindikatoren lassen aber ein höheres Wachstum der Unternehmensgewinne erwarten, was weiteres Kurspotenzial eröffnen dürfte. Aufgrund des erwarteten Erholungspotenzials bevorzugen wir Europa gegenüber den USA. In Japan sollte die lockere Geldpolitik der Bank of Japan in Kombination mit einer erwarteten weiteren Schwäche des Yen insbesondere exportorientierte Unternehmen und Sektoren unterstützen.

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An Anke Sahlen

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