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Wirtschaft: An der Wall-Street melden sich die Pessimisten zu Wort

Die gute Stimmung, mit der die Anleger an der Wall Street in die letzte Woche des Jahres 1998 gingen, hat sich über den Jahreswechsel hinaus gehalten.Gleich in der ersten Januar-Woche markierte der Dow-Jones-Index mit 9544,97 Zählern den höchsten Stand aller Zeiten.

Die gute Stimmung, mit der die Anleger an der Wall Street in die letzte Woche des Jahres 1998 gingen, hat sich über den Jahreswechsel hinaus gehalten.Gleich in der ersten Januar-Woche markierte der Dow-Jones-Index mit 9544,97 Zählern den höchsten Stand aller Zeiten.Mit einem Schlußstand von 9181,43 Punkten hatte der Dow das turbulente Jahr 1998 mit einem klaren Plus von 16,1 Prozent beendet.Damit ist der Index das erste mal in seiner Geschichte vier Jahre in Folge um über 15 Prozent gestiegen.Der S & P-500-Index, das Barometer für den breiteren Markt, beschloß das Jahr um 26,7 Prozent erhöht auf einem Stand von 1229,23 Punkten.Der Index der Computerbörse Nasdaq, der zahlreiche Technologiewerte abbildet, stieg am Silvestertag auf eine neuen Rekordstand von 2192,69 Punkten, ein Plus von 39,6 Prozent für das Gesamtjahr.Gestützt wurde dieser Trend von der deutlichen Erholung bei Aktien mit kleinerem Börsenwert, von denen viele Technologietitel sind.Der Russell 2000 Index, das Marktbarometer für diese sogenannten Small Caps konnte in den vergangenen Handelstagen nochmal deutlich zulegen.Das Jahr beendete der Index aber trotzdem im roten Bereich.Am Ende stand ein Minus von 3,4 Prozent zu Buche.Kleinere Aktien sind im vergangenen Jahr im Gegensatz zu den großen Titeln erst seit Oktober wieder stärker beachtet worden.Diese gegenläufigen Trends hatten Analysten als "schizophrene" Entwicklung bezeichnet.

1999 geben verschiedene Experten den Nebenwerten daher größere Chancen.Denn für die Standardtitel scheint das Jahr angesichts der hohen Indexstände schon fast gelaufen.Die Experten an der Wall Street rechnen für 1999 nicht mit einem zweistelligen Gewinnanstieg.Selbst die als Optimistin bekannte Aktienmarktstrategin Abby Joseph Cohen von der Investmentbank Goldman Sachs erwartet 1999 für den S & P 500 nur ein Gewinnwachstum von fünf bis sieben Prozent.Ende 1999 sieht sie den S & P 500 Index bei 1275 und den Dow Jones bei 9850 Punkten.Die Expertin glaubt aber, daß die Indizes in die Irre führen, weil es erhebliche Ergebnisunterschiede in verschiedenen Branchen geben wird.Das erhöhe die Bedeutung gezielter Aktienauswahl.Potential hätten die Branchen Halbleiter und Energiewerte, die 1998 enttäuscht hatten.

Bei der Investmentbank Merrill Lynch geht Chef-Marktanalyst Richard McCabe davon aus, daß die Aktienmärkte in den USA und Europa nach den starken Kursgewinnen in der ersten Hälfte des Jahres wieder die Tiefstände des vergangenen Jahres testen könnten.Für die zweite Hälfte des Jahres prognostiziert er allerdings wieder festere Kurse und den Beginn eines erneuten Haussetrends."Das könnte zu Nettogewinnen der Indizes für das Gesamtjahr führen und bis ins nächste Jahrtausend anhalten", meint McCabe.Kleinere und mittlere Titel könnten bei einer Korrektur im Vergleich zu Werten mit hoher Marktkapitalisierung besser abschneiden.Zu den Branchen, die den Anstieg führen werden, zählt er Halbleiter- und Biotechnologiewerte.

Investmentstratege Jeffrey Applegate von der Investmentbank Lehman Brothers prognostiziert für 1999 niedrige Zinsen, eine gleichbleibende Inflationsrate und leicht nachlassende Schwankungen des Aktienmarktes.Für den S & P 500 rechnet er mit Gewinnen von vier Prozent für 1999 und acht Prozent für 2000.Gestützt wird diese Prognose von seiner Erwartung, daß die Gewinnmargen der Unternehmen gegen Ende 1999 wieder steigen werden.Applegate sieht den S & P-500-Index am Ende des Jahres bei 1250 und den Dow Jones bei 9800.

Im Gegensatz zu einigen anderen Experten erwartet Applegate aber, daß große Werte besser abschneiden werden als kleinere Aktien.Weiter setzt er seinen Schwerpunkt auf Wachstumswerte.Bei seiner Anlagestrategie gewichtet er Technologiewerte, Finanztitel und Aktien von Unternehmen im Gesundheitswesen höher: Fast drei Viertel seines Strategie-Depots investiert Applegate in die drei Branchen.Angesichts des Computerproblems zum Jahr 2000 rechnet der Lehman-Brothers-Analyst mit einer mäßigen Schwächung der Weltwirtschaft im ersten Quartal 2000.

NORBERT KULS (HB)

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