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Analyse: Opel produziert mehr - auch mehr Schulden

Opel verkauft so viele Autos wie seit Jahren nicht. Die Verluste sind dennoch gewaltig. Das hat nicht nur mit dem unerwarteten Einbruch des Russland-Geschäfts zu tun.

Wieder einmal muss Opel-Chef Karl-Thomas Neumann tief-rote Zahlen verkünden. Fast 1,4 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro) setzte die US-Mutter General Motors (GM) im vergangenen Jahr in Europa operativ in den Sand.

Das ist deutlich mehr als im Vorjahr, als ein Verlust von 869 Millionen Dollar in den Büchern stand. „Das Gesamtergebnis ist leider immer noch deutlich negativ“, räumt Neumann ein. Kleinlaut wird der Manager deshalb aber keineswegs. Denn eigentlich läuft es für die Rüsselsheimer ganz gut, auch wenn die nackten Zahlen eine andere Geschichte erzählen.

Absatz, Umsatz, Marktanteil - es geht aufwärts

„Gemeinsam haben wir das operative Resultat von Opel/Vauxhall verbessert, die Verkaufszahlen gesteigert und Marktanteile hinzugewonnen, obwohl das Marktumfeld noch schwieriger geworden ist“, sagt Neumann.

Tatsächlich verkaufte Opel im vergangenen Jahr 1,17 Millionen Autos und damit so viele Autos wie seit 2011 nicht mehr. „Der Zuwachs von 3,4 Prozent ist fast doppelt so hoch wie der des Gesamtmarktes. Unser Marktanteil stieg auf 5,75 Prozent“, verkündet Neumann in einer Botschaft an die Mitarbeiter. Auch beim Umsatz legten die Rüsselsheimer zu.

Kopfstehen in Brüssel. Auch auf der dortigen Automesse präsentierte sich die Marke mit dem Blitz kürzlich.
Kopfstehen in Brüssel. Auch auf der dortigen Automesse präsentierte sich die Marke mit dem Blitz kürzlich.

© Reuters

Das Ziel bleibt: 2016 profitabel

Auch 2015 startete vielsprechend: Auf ihrem wichtigen Heimatmarkt verkauften die Rüsselsheimer 9,2 Prozent mehr Autos als im Vorjahr - der deutsche Gesamtmarkt wuchs nach Zahlen des Kraftfahrt-Bundesamtes nur um gut 2,6 Prozent. Deshalb rückt der Opel-Boss auch nicht von dem Ziel ab, 2016 wieder profitabel zu werden.

Helfen dürfte, dass Opel die teure Schließung der Autofertigung in Bochum inzwischen verdaut hat. Der Schritt im Kampf gegen Überkapazitäten kostete rund 900 Millionen Dollar, davon allein 700 Millionen im vergangenen Jahr. Diese Sonderkosten fallen 2015 weg.

Ohne Russland-Geschäft ist das Ziel nicht erreichbar

Im vergangenen Jahr hat außerdem das Russland-Geschäft ein tiefes Loch in die Bilanz gerissen. Allein die Wechselkursschwankungen schlugen mit rund 200 Millionen Dollar zu Buche. „Zudem haben wir 2014 rund 20 Prozent weniger Autos in Russland verkauft als noch im Jahr zuvor“, betont Neumann. Allerdings ist offen, wann die Russland-Krise überwunden werden kann.

Deshalb hat Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer ernsthafte Zweifel, ob Opel 2016 tatsächlich wieder Gewinne einfahren kann. „Opel geht in die richtige Richtung. Aber wenn das Russland-Geschäft nicht anspringt, kriegt Neumann die schwarze Null nicht hin.“ Zumal die Bäume auch in Westeuropa nicht in den Himmel wüchsen.

Kleinstwagen Karl soll neue Kunden bringen

Bisher lässt sich Neumann von diesen Problemen nicht aus der Fassung bringen: „Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir haben es wieder geschafft, unsere internen Ziele deutlich zu übertreffen - nun im achten Quartal in Folge.“

Die neuen Modelle liefen gut, das gelte für den Corsa genauso wie für den Mokka, den Adam oder den Insignia. Zudem wird im März der Kleinwagen Karl in Genf vorgestellt, der 9500 Euro kosten und neue Kunden an die Marke binden soll. Analyst Tim Urquhart von IHS Automotive ist jedenfalls überzeugt, dass der Karl den Opel-Absatz zusätzlich befeuern wird.

Opel als Vorbild für alle Marken

Das dürfte auch die GM-Führung um Front-Frau Mary Barra erstmal beruhigen. Am Rande der Automesse in Detroit hatte Barry Opel gar als Vorbild für alle anderen Konzernmarken bezeichnet: „Die Marke Opel ist wieder auferstanden und hat ein großartige Zukunft. Sie zeigt, wohin sich der Konzern bewegt.“ Denn GM hatte ein schwieriges Jahr.

Der Konzern stand vor allem wegen eines Skandals um defekte Zündschlösser in den Schlagzeilen. Das Unternehmen musste Millionen von Fahrzeugen zurückrufen und räumt mittlerweile mindestens 51 Todesopfer durch Unfälle ein. Trotzdem zeigt die Bilanz, dass es insgesamt ein gutes Jahr war. Unter dem Strich verdiente GM immer noch 2,8 Milliarden Dollar.

Und die Kunden lassen sich von den Rückrufen nicht abschrecken: Weltweit verkaufte GM 2014 mehr Fahrzeuge als jemals zuvor. Mit 9,9 Millionen Autos und Trucks lag der US-Branchenprimus nur knapp hinter den Weltmarktführern Toyota und Volkswagen. GM-Chefin Mary Barra betont: „Wir sind alle Herausforderungen entschlossen angegangen.“ (dpa)

Harald Schmidt, Hannes Breustedt

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