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Wirtschaft: Anderen aufs Dach steigen

Wie man Zimmerer wird und warum das ein Zukunftsberuf ist.

Bereits in der siebten Klasse wusste Andreas Fichter, wohin ihn sein Weg nach der Schule führen sollte. Er musste damals ein Schulpraktikum machen. Fichter entschied sich für eine Zimmerei - und war begeistert.

Während andere in seinem Alter erst eine Ausbildung oder ein Studium beginnen, ist Fichter seit zwei Jahren Zimmerergeselle und auf dem Weg zum Bautechniker und Zimmerermeister. Der 20-Jährige aus St. Georgen im Schwarzwald hat seinen Traumberuf gefunden: „Es macht mich glücklich, wenn ich am Abend statt einem Papierstapel auf einem Schreibtisch etwas vor mir sehe, das ich mit meinen eigenen Händen gebaut habe.“ Zimmerer arbeiten im Betrieb und auf der Baustelle. In der Betriebshalle schneiden sie das Holz zu. Auf der Baustelle bauen sie daraus dann Dächer, Wände, Decken oder Balkone. „Während meiner Ausbildung habe ich etwa zu 70 Prozent auf der Baustelle gearbeitet, den Rest der Zeit war ich in der Zimmerei“, erzählt Fichter.

In der dreijährigen dualen Ausbildung in Betrieb und Berufsschule lernen angehende Zimmerer als Erstes, Hölzer anzuzeichnen und zu bearbeiten. „Zunächst mit einer einfachen Handsäge“, erklärt Karl Hoffmeister von der Zimmerei Hoffmeister in Lamspringe im Süden von Niedersachsen. Hoffmeister führt den Traditionsbetrieb in fünfter Generation und bildet jährlich zwei oder drei junge Menschen zum Zimmerer aus. Dann lernen sie, Umbauarbeiten und energetische Sanierungen durchzuführen. Später arbeiten die Auszubildenden an größeren Bauteilen wie Dachstühlen und Wandkonstruktionen.

Zugangsvoraussetzung für eine Ausbildung in einem handwerklichen Zimmereibetrieb ist in der Regel ein Hauptschulabschluss. In Ingenieurholzbaubetrieben wird häufig auch ein mittlerer Bildungsabschluss erwartet.

Unzählige Leitern und Treppen steigen die Zimmerer in ihrem Berufsalltag. Sie arbeiten oft in schwindelerregender Höhe, und trotz moderner Hebegeräte ist die körperliche Beanspruchung noch immer groß. „Angehende Zimmerer müssen körperlich topfit sein, sie müssen Lust haben, anzupacken, und sie dürfen keine Höhenangst haben“, sagt Alexander Dietz von der Handwerkskammer München.

Auch mathematisches Verständnis und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen gehören zum Zimmerer-Beruf dazu - und natürlich handwerkliches Geschick. Nach bestandener Gesellenprüfung können Zimmerer zum Beispiel eine Weiterbildung zum Polier machen, um die Leitung auf größeren Baustellen übernehmen zu können. Wer sich wie Fichter für eine anschließende Technikerausbildung entscheidet, kann zwischen den Fachrichtungen Bautechnik, Holztechnik, Baudenkmalpflege und Betriebswissenschaft wählen. Wer seinen Meister macht, darf anschließend selbst Lehrlinge ausbilden. Je nach Bundesland wird die bestandene Abschlussprüfung als Zimmerermeister oder Techniker außerdem als Fachhochschulreife oder Abitur anerkannt.

„Unter den handwerklichen Berufen genießt der Zimmerer einen sehr guten Ruf, dementsprechend gut sind hier die Verdienstmöglichkeiten“, sagt Dietz. Zwischen 548 und 632 Euro verdient ein angehender Zimmerer laut dem Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) im ersten Ausbildungsjahr, im zweiten Jahr sind es bis zu 971 Euro und im dritten Jahr bis zu 1227 Euro. Nach der Ausbildung liegt der monatliche Verdienst je nach Region zwischen 2250 Euro und 2500 Euro brutto.

Die Handwerkskunst der Zimmerer ist Jahrhunderte alt, doch die Nachfrage ist ungebrochen. dpa

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