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Das kann eine lange Nacht werden. Flugreisende in Frankfurt müssen mit Verspätungen und Ausfällen rechnen.

© dpa

Lotsenstreik: Anflug von Chaos am Frankfurter Airport

200 Mitarbeiter des Flughafens Frankfurt treffen mit dem Streik den Flugverkehr empfindlich. Die Gewerkschaft Verdi ist von der Haltung der Lotsen nicht gerade begeistert.

Berlin/Frankfurt am Main - Diesmal stoppe kein Gericht die Mitarbeiter in letzter Minute. 200 Vorfeldlotsen, Verkehrsdisponenten und Flugzeugeinweiser des Flughafens Frankfurt sind am Donnerstag in den Ausstand getreten. Sie wollen mithilfe der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) deutlich höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen erstreiken. Am Donnerstag ließen sie ihre Arbeit sieben Stunden ruhen, nach Angaben des Flughafens fielen rund 150 Flüge aus. Am heutigen Freitag soll ganztägig gestreikt werden – von acht bis 22 Uhr, sofern keine Einigung erzielt wird. Deutschlands größte Fluggesellschaft Lufthansa kündigte für Freitag allein 250 Flugstreichungen an.

Die Lufthansa hatte am Donnerstag schon von vornherein 100 Flüge gestrichen. Das war etwa jeder dritte in der vom Streik bedrohten Zeit. Es handele sich um 50 Flugpaare mit Start und Landung in Frankfurt, erklärte eine Sprecherin der Airline. Darunter sei, entgegen erster Ankündigungen, kein Interkontinentalflug.

Der Flughafenbetreiber Fraport wollte trotz des Streiks mindestens die Hälfte des geplanten Verkehrs gewährleisten. Regulär hätten in den sieben Stunden, die der Ausstand dauerte, 526 Starts und Landungen stattgefunden. Auch der Flugverkehr der beiden Berliner Airports Tegel und Schönefeld war gestört. Einige der insgesamt 47 für Donnerstag angesetzten Flüge zwischen Berlin und Frankfurt wurden ersatzlos gestrichen.

Air Berlin war am Nachmittag noch zuversichtlich, alle neun ab 15 Uhr angesetzten Frankfurt-Flüge durchführen zu können. „Es gibt Verspätungen von etwa eineinhalb Stunden, aber wir fliegen“, sagte ein Sprecher. Einen Abendflug aus dem ägyptischen Badeort Hurghada wolle man zum Flughafen Köln/Bonn umleiten, wo auch Nachtflüge erlaubt sind. Ein Bustransfer für die Passagiere nach Frankfurt sei organisiert. Für heute sind 18 Frankfurt-Flüge geplant, von denen bereits vier gestrichen wurden. Gäste könnten kostenlos umbuchen, hieß es.

Hintergrund des Arbeitskampfes ist ein Streit um den Schlichterspruch des ehemaligen Ersten Bürgermeisters von Hamburg, Ole von Beust (CDU). Nach Angaben der GdF habe dieser einen über vier Jahre laufenden Tarifvertrag vorgesehen. Fraport habe über sechs Jahre abschließen wollen und den Spruch des von ihr selbst bestellten Schlichters abgelehnt. Eine nachfolgende Erklärungsfrist der Gewerkschaft ließ der Airportbetreiber verstreichen. Man wolle lediglich auf der Grundlage des bisherigen Angebots weiterverhandeln, sagte Personalchef Herbert Mai.

Die GdF hingegen ist mit dem Spruch sehr einverstanden. Die Arbeit der Vorfeldkontrolleure ist nach ihren Angaben mit der Eröffnung der vierten Landebahn in Frankfurt deutlich anspruchsvoller. Mai widersprach der Darstellung der Gewerkschaft, dass Fraport sich weigere, die Frankfurter Mitarbeiter mit denen am Flughafen München gleichzustellen. Bei den Vorfeldlotsen sei man auf exakt dem gleichen Niveau. Bei den übrigen Beschäftigten verlange die GdF Gehälter, die den Rahmen am Flughafen sprengen würden. Für sie gebe es auch keine Vergleichsgruppen in München oder Berlin. Mai bezifferte die verlangten Steigerungen auf 64 bis 73 Prozent gegenüber dem Status quo.

Mit ihrem Verhalten macht sich die GdF nicht nur Feinde unter den Arbeitgebern. In seltener Eintracht ließen sich Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und der Luftfahrtbranche zitieren, eine kleine Minderheit von 200 Leuten versuche den Betrieb lahmzulegen und sich auf Kosten anderer zu bereichern. Verdi-Sekretär Gerold Schaub erinnerte an den Fraport-Zukunftsvertrag, in dem die Beschäftigten Sparmaßnahmen von 24 Millionen Euro zugestimmt hatten. Von denen wolle sich nun eine kleine Gruppe bis zu acht Millionen Euro holen. Fraport müsse sein überhöhtes Angebot an die GdF zurücknehmen. „Diese Minigruppe nimmt zehntausende Fluggäste für ihre Tarifforderungen in eine Art Geiselhaft“, erboste sich auch der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft, Klaus-Peter Siegloch.

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