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Wirtschaft: Anlagebetrüger entdecken Irak-Fonds

Börsenflaute ruft immer mehr unseriöse Anbieter auf den Plan/Auch die Angst vor höheren Steuern wird genutzt

Frankfurt (Main) (ro). Anlagebetrüger werden im Jahr 2003 Hochkonjunktur haben. Klaus Nieding, Präsident des Deutschen AnlegerSchutzbundes (DASB), rechnet sogar mit einer Zunahme der Betrügereien gegenüber dem Vorjahr. Die anhaltende Börsenflaute, das geschwundene Vertrauen in Anlageberater bei Banken und Sparkassen, die Steuerpläne der Regierung und die offenbar anstehende Verschärfung der Strafvorschriften für Anlagebetrüger. „Das alles erhöht die Empfänglichkeit für unseriöse Angebote“, sagt Nieding. „Pro Woche gehen bei uns mehr als 100 Anfragen wegen windiger Angebote ein.“

Nach Schätzungen des Bundeskriminalamts sind im Jahr 2002 rund 20 Milliarden Euro in unseriöse Kapitalanlagen geflossen. Beim DASB beziffert man den Betrag sogar auf mindestens 30 Milliarden Euro.

Der im Sommer 2000 gegründete DASB hat vor allem nach der Bundestagswahl einen Anstieg der betrügerischen Offerten registriert. So werde seit Oktober der Mittelstand gezielt angesprochen und mit der Angst vor höheren Steuern auf dubiose Kapitalanlage-Möglichkeiten angesprochen. Auch die geplanten Kontrollmitteilungen würden genutzt. So gebe es mittlerweile Schleuserdienste für Anleger, die ihr Kapital von Luxemburg nach Deutschland transferieren wollen. Im schlimmsten Fall verschwinde das Geld auf dem Transport, ansonsten fließe es in windige Anlagen.

Eine weitere neue Masche sind so genannte Irak-Fonds: Dort wird Geld gesammelt, mit dem angeblich der Wiederaufbau nach einem möglichen Krieg im Irak finanziert werden soll, was hohe Gewinne abwerfe. „In der Regel ist dieses Geld weg", sagt DASB-Experte Matthias Schröder. Eine andere Masche ist der Hinweis von Anlagefirmen auf ihre Mitgliedschaft in der Entschädigungseinrichtung der Wertpapierunternehmen (EdW, siehe Lexikon Seite 16). Damit sollen eine weit reichende Garantie und der Schutz vor Verlusten verbunden sein. Was allerdings nur begrenzt zutrifft. Für fehlerhafte oder unseriöse Anlageberatung kommt die EdW nicht auf. Verstärkt aktiv ist nach Erkenntnissen der Anlegerschützer auch wieder die so genannte Nigeria- Connection, die ihre Versuche mittlerweile auch auf die Elfenbeinküste ausdehne. Dabei werden in Deutschland Helfer gesucht, die bei der Überführung von hohen Dollarbeträgen ins Ausland helfen und dafür ansehnlich belohnt werden sollen. Allerdings fordern die Anbieter finanzielle Vorleistungen für angebliche Kosten, die wiedererstattet würden. Am Ende ist dieses Geld, meist mehrere tausend Dollar, weg.

Laut Nieding hinken die deutschen Ermittlungsbehörden hinter den kriminellen Anlageberatern deutlich her. Im Jahr 2002 seien selbst am geregelten und kontrollierten Kapitalmarkt nur 67 Fälle angezeigt worden, nur fünf Mal habe es ein Urteil gegeben.

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