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ANLEGER Frage: Am Sparziel orientieren

Oliver Borgis, Leiter des Portfoliomanagements der Weberbank, verrät, welche Zinsprodukte für Anleger sinnvoll sind.

An den Rentenmärkten ist die Unsicherheit über die künftige Zinsentwicklung nach der Leitzinssenkung in den USA größer geworden. Welche Zinsprodukte sind nun für Anleger sinnvoll, und wie lange sollte man sich in einer solchen Phase binden?

Bereits heute wird die Bindung in länger laufende Papiere kaum mehr durch höhere Verzinsung entgolten. Unabhängig davon, ob die Europäische Zentralbank (EZB) noch einmal die Zinsen anhebt oder nicht, ist ein Richtungswechsel innerhalb der nächsten zwei Jahre wahrscheinlicher geworden. Längerfristige Papiere nehmen absehbare Zinstendenzen bereits frühzeitig vorweg. In solchen Phasen kann die Zinskurve invers werden. Diese Kurve beschreibt die Höhe der Marktzinsen in Abhängigkeit von der Fristenbindung und wird als invers bezeichnet, wenn die Zinssätze mit steigender Laufzeit abnehmen.

Wer nicht spekulieren, sondern kalkulierbare Anlagen tätigen will, sollte jetzt den Anlagehorizont am Sparziel orientieren. Ihre Liquiditätsreserve ist derzeit am besten in Termingeldern von ein bis zwölfmonatiger Laufzeit mit Zinssätzen bis 4,5 Prozent aufgehoben. Für den längerfristigen Vermögensaufbau sind mittlere und lange Laufzeiten nach dem Renditeanstieg der vergangenen zwei Jahre wieder attraktiv. Ein fünfjähriger Pfandbrief wirft zwar auch nur rund 4,6 Prozent ab, wird aber anders als variabel verzinste Anlagen bereits lange vor tatsächlich fallenden Leitzinsen im Kurs zulegen.

Viele Anleger neigen dazu, mit strukturierten Produkten die Rendite aufzumöbeln. Hierbei können jedoch grobe Fehler gemacht werden. Erstes Beispiel: Reverse Floater, deren Verzinsung bei fallenden Leitzinsen steigt, beinhalten eine für den Laien unverständliche Kursmechanik und sollten, wenn überhaupt, nur mit Restlaufzeiten von zwei oder drei Jahren erworben werden. Zweites Beispiel: Zertifikate, deren Verzinsung an bestimmte Bedingungen des Zinsverlaufs in der Zukunft geknüpft sind, sollte man nur erwerben, wenn man die Konstruktion versteht und die damit verbundene Wette auch gezielt eingehen möchte. Drittes Beispiel: Es ist noch zu früh, um bei vermeintlich günstigen ABS-Papieren, die zum Teil in die US-Hypothekenkrise involviert sind, zuzugreifen – der Neubewertungsprozess ist noch in vollem Gang.



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