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ANLEGER Frage: An Anke Sahlen Mitglied der Geschäftsleitung der Deutschen Bank Berlin

Steigen Aktien auf ein neues Hoch?

Wie beurteilen Sie die Aktienmärkte im aktuellen Spannungsfeld von Geldpolitik, Konjunkturdaten und Unternehmensberichten?

Die Berichtssaison der Unternehmen für das zweite Quartal ist in vollem Gang. So wie es sich bislang abzeichnet, haben die Unternehmen ein gutes Erwartungsmanagement betrieben: Die Ergebnisse liegen überwiegend an oder über den Erwartungen. In Bezug auf den Ausblick für die künftige Entwicklung sind sie aber bislang zurückhaltend und die Kommentare in dieser Hinsicht dürften in den kommenden Wochen das Marktsentiment (Stimmungsindikatoren der Börse) bestimmen.

Die Stimmung hat sich in den vergangenen Wochen, genauer eigentlich seit der Sitzung der US-Notenbank Fed vom Mai, deutlich abgekühlt. Diskussionen und Andeutungen, dass die Fed noch in diesem Jahr mit einer Reduktion der Anleihekäufe beginnen könnte, haben bei den Marktteilnehmern für Unsicherheit gesorgt und dementsprechende Reaktionen ausgelöst. Am auffälligsten ist der Renditeanstieg von US-Staatsanleihen, zum Beispiel bei zehnjährigen US-Treasuries von etwas über 1,6 Prozent Anfang Mai auf etwa 2,6 Prozent Mitte Juli. Und – etwas weniger ausgeprägt – die Dollar- Stärke. Weniger eindeutig waren die Marktreaktionen an den Aktienmärkten.

Da der Aktienmarkt anders als der Rentenmarkt nicht unmittelbar von der Ankaufentscheidung für Anleihen betroffen ist, trifft ihn die Marktreaktion nicht mit voller Stärke. Was die Aktienmärkte belastet, sind die Unsicherheiten in Zusammenhang mit dem geldpolitischen Kurs der Fed und die möglichen Auswirkungen auf die Zinslandschaft und allgemein das volkswirtschaftliche Umfeld. Während die Fed den expansiven Kurs möglicherweise etwas zurücknimmt, hat EZB-Präsident Mario Draghi nach der Sitzung des Zentralbankrats am 4. Juni nicht nur darauf hingewiesen, dass die EZB die Leitzinsen für längere Zeit niedrig halten werde, sondern auch eine Neigung zu Zinssenkungen habe.

Was ist nun in diesem Umfeld in den kommenden Wochen für die Aktienmärkte zu erwarten? Wie erwähnt, dürften kurzfristig und bis in die zweite Julihälfte die Unternehmensberichte die Stimmung an den Märkten dominieren. Ende Juli sollten dann bei den Konjunkturdaten die Geschäftsklimaindizes den Takt vorgeben. Die Aktienmärkte haben korrigiert und durchgeatmet. Bei dem von uns erwarteten, günstigeren Konjunkturumfeld im zweiten Halbjahr verbessern sich die Aussichten für die Unternehmensgewinne. Dies sollte den Aktienmärkten Kurspotenzial erschließen, das bis Jahresende wieder Kurse in der Nähe der Hochs von Mai ermöglicht.

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An Anke Sahlen

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