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ANLEGER Frage: An Björn Jesch Chefinvestmentstratege für vermögende Privatkunden der Deutschen Bank

Wie entwickelt sich der Ölpreis?

Der Ölpreis ist seit Mitte März deutlich gesunken. War die Furcht vor stetig steigenden Notierungen übertrieben? Welche Chancen ergeben sich für Anleger, die sich für den Rohstoff interessieren? Wo liegen die Risiken?

Der Rückgang des Ölpreises ist auf eine Reihe von Faktoren zurückzuführen. Die Konjunkturindikatoren zeichneten in den letzten Wochen ein eher gemischtes bis schwaches Bild. In den USA haben die Auftragseingänge und Arbeitsmarktdaten enttäuscht. In Europa belasteten Unsicherheiten in Zusammenhang mit den Wahlen in Frankreich und Griechenland. Außerdem hinterlässt der strikte Sparkurs in den Peripherieländern deutliche Bremsspuren, wobei zugleich die Kluft zu den Kernländern größer wird. Die Konjunkturdaten in den Emerging Markets waren nicht robust genug, um ein Gegengewicht zu bilden.

Insgesamt haben damit die Befürchtungen zugenommen, dass wir in eine Wachstumsdelle geraten, in deren Folge sich auch die Ölnachfrage abschwächen könnte. Hinzu kommt, dass sich in den USA im März einmal mehr gezeigt hat, dass die Marke von vier US-Dollar pro Gallone beim Benzinpreis eine Schwelle darstellt, bei der die Nachfrage nachlässt. Gleichzeitig hat die Opec ihre Ölproduktion deutlich ausgeweitet. Nach Angaben des Generalsekretärs der Opec, Abdalla el-Badri, produzieren die Mitgliedsländer derzeit etwa 32,3 Millionen Fass pro Tag, deutlich mehr als die von der Opec-Konferenz angestrebte Marke von 30 Millionen Fass pro Tag. Damit zeichnet sich bei der aktuellen Produktion ein Ansteigen der globalen Öllagerbestände ab.

Wie geht es nun weiter? Die Entwicklung des Ölpreises hängt wesentlich von den Konjunkturaussichten ab. Die kurzfristigen Tiefstände beim Öl sind zwar nur schwer auszuloten. Da wir aber von einer Fortsetzung des globalen Konjunkturanstiegs ausgehen, sollte das Rückschlagspotenzial beschränkt sein. Die Deutsche Bank erwartet auf Sicht von zwölf Monaten einen Anstieg des Ölpreises auf 110 US-Dollar pro Fass der Sorte West Texas Intermediate (WTI). Da wir von einer Aufhellung der Konjunkturperspektiven ausgehen, dürfte vergleichsweise rasch auch ein Preisumschwung beim Öl eintreten. Hinzu kommt, dass sich der Atomstreit mit dem Iran oder andere Konflikte im Nahen Osten jederzeit wieder verschärfen können. Wir empfehlen deshalb eine gewisse Beimischung ölbezogener Investments. Darüber hinaus kann im Rahmen einer ausgewogenen Vermögensanlage die hohe Volatilität am Ölmarkt beispielsweise über Zertifikate mit attraktiver Seitwärtsrendite genutzt werden.

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An Björn Jesch

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