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ANLEGER Frage: An Marcel Hoffmann Anlageexperte für vermögende Privatkunden der Deutschen Bank

Welche Anleihen sollte man kaufen?

Die geldpolitischen Extreme haben in Deutschland und einigen anderen Ländern zu teilweise negativen Zinsen geführt. Dennoch haben Anleihen noch immer einen hohen Anteil in Portfolios. Ist das sinnvoll? Welche Alternativen sind möglich?

Deutsche Investoren halten in der Regel in ihren Wertpapierportfolios einen vergleichsweise hohen Anteil in Bundesanleihen und Pfandbriefen. Die Aktienquoten liegen häufig unter den 20 bis 50 Prozent, die sonst in Europa zu beobachten sind. Dieses Anlageverhalten hat zum Teil institutionelle Gründe, ist teilweise aber auch eine Konsequenz der ungewöhnlich guten Wertentwicklung von deutschen Staatsanleihen und Pfandbriefen in den letzten zwanzig Jahren im Vergleich zu Aktien und anderen Anlagen. Aufgrund der globalen Finanzkrise und der sich seit letztem Jahr zuspitzenden Staatsschuldenkrise in Europa haben die Renditen von Bundesanleihen historische Tiefstände mit teilweise sogar negativen Renditen erreicht. Berücksichtigt man auch die Inflationsrate, die gemessen am Konsumentenpreisindex in Deutschland derzeit bei zwei Prozent liegt, werden tatsächlich, also inflationsbereinigt, deutliche Verluste erzielt.

Die Renditeabstände der Peripherieländer zu Bundesanleihen haben inzwischen Niveaus erreicht, die von vielen Stellen nicht mehr als tragbar erachtet werden. Von der EZB werden daher entsprechende Gegenmaßnahmen gefordert. Sie befindet sich in einem sehr schwierigen Umfeld, ist aber, wenn die politischen Bedingungen vorliegen, frei nach den Aussagen von EZB Präsident Draghi, bereit, alles Notwendige zu tun, um den Euro zu verteidigen.

Wie können sich die Anleger auf dieses derzeit unsichere und extreme Umfeld an den Rentenmärkten einstellen? Staatsanleihen scheinen derzeit je nach Nachrichtenlage sehr anfällig für starke Kursausschläge. Soweit es die Risikobudgets zulassen, sollten Anleger daher in andere Anleihemärkte (Nicht-EU-Länder, Emerging Markets) oder andere Anleihesegmente wie Unternehmensanleihen oder Pfandbriefe diversifizieren. Sachwerte wie Gold, Rohstoffe, Immobilien und Infrastrukturinvestments sowie Aktien von globalen Unternehmen kommen ebenfalls infrage. Auch nach dem jüngsten Kursanstieg liegen Kurs-Gewinn- beziehungsweise Kurs-Buchwert-Verhältnisse vieler Unternehmen in Europa unter den langjährigen Durchschnitten. Die Dividendenrenditen sind absolut, aber vor allem auch im Vergleich mit den Renditen von Bundesanleihen attraktiv. Aktien von Globalisierungsgewinnern und Exportwerten, die vom Wachstum in den Emerging Markets profitieren, sollten daher in keinem gut diversifizierten Portfolio fehlen.

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An Marcel Hoffmann

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