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ANLEGER Frage: An Marcel Hoffmann Anlageexperte für vermögende Privatkunden der Deutschen Bank

Lohnen sich noch Firmenanleihen?

Unternehmensanleihen erfreuen sich nach wie vor großer Beliebtheit bei professionellen Investoren. Immer neue Papiere kommen auf den Markt – zunehmend auch aus dem Mittelstand. Worauf sollten Privatanleger achten?

Die Frage, die die Anleger im Niedrigzinsumfeld beschäftigt, ist: Wo kann ich derzeit überhaupt noch akzeptable Renditen erzielen? Staatsanleihen mit hoher Bonität und Pfandbriefe weisen Renditen auf, die unter der aktuellen Inflationsrate liegen. Die Beliebtheit von Unternehmensanleihen hat daher gute Gründe.

Die hohe Nachfrage nach Unternehmensanleihen hat inzwischen aber die Kurse in einzelnen Segmenten stark nach oben getrieben und die Renditeaufschläge zu Staatsanleihen schmelzen lassen. Kurz: Sie sind teuer geworden. Das gilt vor allem für Unternehmensanleihen mit kurzen Laufzeiten und sehr guten Bonitäten. Attraktivere Renditen über zwei oder gar drei Prozent kann man noch im mittleren Laufzeitbereich finden. Diese Investments halten wir nach wie vor für attraktiv, und die Renditeaufschläge bieten einen gewissen Puffer für den Fall moderat steigender Renditen.

Um bei Staatsanleihen Renditen über drei Prozent zu erhalten, müsste man innerhalb der Gruppe der Euro-Peripherieländer in den Laufzeitbereich von mehr als drei Jahren investieren. Dieser ist nicht mehr von der Aussicht auf unbegrenzte EZB-Käufe gedeckt und daher mit gewissen politischen Risiken verbunden. Hier erscheint ein gut diversifiziertes Portfolio von Unternehmensanleihen attraktiver. Innerhalb der sogenannten Corporates halten wir vor allem Anleihen von Banken und Versicherungen für interessant. Bei Unternehmen aus der Euroland-Peripherie erscheint das Rendite-Risiko-Profil im Laufzeitbereich bis etwa fünf Jahre attraktiv.

In Deutschland werden seit einiger Zeit zunehmend auch Anleihen von mittelständischen Unternehmen begeben. In der Regel handelt es sich dabei um Hochzinsanleihen mit entsprechend hohen Risiken. Diese werden häufig an Plattformen der Regionalbörsen gehandelt und unterliegen deren Mindeststandards von Publikations- und Transparenzpflichten. In den Anleihebedingungen sind aber üblicherweise keine Anlegerschutzklauseln und Verschuldungsobergrenzen enthalten, so dass bei der Auswahl dieser Titel große Sorgfalt und Vorsicht geboten sind. Die jeweiligen Geschäftsberichte und die Bewertungen von Ratingagenturen sollten deshalb genau analysiert werden. Da Mittelstandsanleihen außerdem häufig wenig liquide sind, sollten sie je nach Anlegerprofil nur als kleinere Beimischung im Portfolio in Betracht gezogen werden.

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An Marcel Hoffmann

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