zum Hauptinhalt

ANLEGER Frage: an Peter Lischke Verbraucherzentrale Berlin

Wie läuft ein Schneeballsystem?

Ein Bekannter wirbt im Freundeskreis für eine „tolle neue Geldanlage“. Ich habe das Gefühl, dass es sich dabei um ein Schneeballsystem handelt. Wie erkennt man als Anleger solche illegalen Modelle – und wie wehrt man sich, wenn man darauf hereingefallen ist?

Schneeball- oder auch Pyramidensysteme sind von ihrem Ursprung her eigentlich Geschäftsmodelle, die für den Verkauf oder den Vertrieb von Produkten genutzt werden. Als „Multi-Level-Marketing“ sind diese Systeme auch durchaus legal. Ihre Frage zielt allerdings auf ein illegales Schneeballsystem ab. Das funktioniert nur, wenn die Zahl der Teilnehmer ständig wächst. Das heißt, jeder Teilnehmer muss ständig neue Teilnehmer werben. Zu diesem Zweck werden dem Umworbenen überdurchschnittliche Gewinne in Aussicht gestellt. Illegale Schneeballsysteme suggerieren immer, dass mittels einer Beteiligung, sprich der Zahlung eines bestimmten Betrages, eine hohe Rendite erwirtschaftet werden kann. So hatte zum Beispiel in den 90er Jahren der European-Kings-Club eine Verzinsung von mehr als 70 Prozent pro Jahr versprochen. Die Initiatoren wurden nach dem Zusammenbruch des Unternehmens zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

Natürlich wird bei der Werbung der Begriff „Schneeballsystem“ vermieden. Entweder ist von „MultiLevel-Marketing“ oder „Network Marketing“ die Rede, oder es wird nicht näher dargestellt, wo und wie die Gewinne erwirtschaftet werden sollen.

Kontakte werden durch persönliche Einladungen, meist im eigenen Umfeld, aber auch über Zeitungsinserate oder Wurfzettel geknüpft. Auf Präsentationsveranstaltungen, die in der Regel in Gaststätten durchgeführt werden, werden ebenfalls Kunden geworben. Diese laufen nach dem immer gleichen Schema ab: Geschulte Moderatoren locken geschickt mit höchsten Gewinnen und nutzen damit die menschliche Schwäche aus, schnell und leicht viel Geld zu verdienen. Dabei wird der Eindruck vermittelt, jeder könne einfach und ohne großen Zeit- und Arbeitsaufwand erfolgreich sein. Es wird eine euphorische Stimmung erzeugt, kritische Zwischenfragen werden nicht zugelassen. Die eigentlich wichtigste Aktion, nämlich die Zahlung des Mitgliedsbeitrags, die der Interessent zu erbringen hat, wird an das Ende der Veranstaltung gelegt. Die Stimmung ist dann meist so angeheizt, dass viele Teilnehmer bereit sind mitzumachen.

Wer über ein finanzielles Engagement nachdenkt, sollte bedenken: Die Initiatoren von Schneeballsystemen haben größtes Interesse, neue Teilnehmer zu gewinnen. Denn das System funktioniert nur, solange frisches Geld eingezahlt wird. Und: Jeder, der Kunden für ein solches System wirbt, macht sich strafbar.



– Haben Sie auch eine Frage?

 Dann schreiben Sie uns:

E-Mail:

Redaktion.Geld@tagesspiegel.de

Postanschrift: Verlag Der Tagesspiegel,

Redaktion Geld, 10876 Berlin

an Peter Lischke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false