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ANLEGER Frage: Sind BRIC-Staaten noch attraktiv?

Claus-Günther Richardt, Leiter des Bereichs Vermögensanlagen bei der Berliner Sparkasse, glaubt weiter an Anlagechancen in Brasilien, Russland, Indien und China

Die BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) galten aufgrund ihrer Wachstumsraten lange als erfolgversprechendes Investment. Jetzt sind die meisten Währungen fast im freien Fall. Wie bewerten Sie Investments in diesen Staaten?

In der Tat, seit die US-Notenbank im Mai angekündigt hat, ihre Anleihekäufe zu reduzieren, sind Anlagen in Brasilien, Russland, Indien und China unter Druck geraten. Sowohl Anleihen als auch Aktien haben an Wert verloren, weil Industrieländer wieder mit höheren Renditen beziehungsweise günstigen Unternehmensbewertungen locken. Vor allem Brasilien und Russland leiden unter einer doppelten Bürde: hohe Inflation und stagnierende Exportwirtschaft. Aber auch bei den Währungsabwertungen in Indien ist aus meiner Sicht das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht.

Wechselkursbewegungen führen dazu, dass Aktien und Anleihen in Lokalwährungen – in Euro gerechnet – im Wert schwanken. Der Preis von Wertpapieren in Euro oder Dollar ändert sich weniger, ihre Rendite ist jedoch auch meist geringer. Aktien und Hartwährungsanleihen sollten stärker unter Druck geraten, wenn der erste Zinsschritt näherrückt. Das erwarte ich erst im Sommer 2015. In der Zwischenzeit sind hohe Kupons ein guter Grund, diese Anleihen zu halten.

Allerdings sind die BRIC-Staaten kein einheitliches Gebilde. So steht Indien besonders schwach da. Der Kurs der Rupie ist seit Anfang Mai gegenüber dem Dollar um über 15 Prozent gefallen. Eine weitere Erhöhung der Leitzinsen könnte zwar die Währung stabilisieren, würde aber die Wirtschaft abwürgen und so den Aktienmarkt unter Druck setzen. Das Fiskaldefizit, die schwache Zahlungsbilanz und die knappe Ausstattung mit Währungsreserven verhindern aber, dass die Regierung mit Steuermitteln die Wirtschaft ankurbeln kann.

Ganz anders sieht es in China aus. Wenn im Reich der Mitte von einer Abkühlung gesprochen wird, heißt das: Die Wirtschaftskraft ist im ersten Halbjahr „nur noch“ mit einer Jahresrate von 7,5 Prozent gewachsen. Das Land verfügt über einen fast ausgeglichenen Staatshaushalt, solide Exportüberschüsse und ständig steigende Währungsreserven.

Es bieten sich also noch immer Anlagechancen in den BRICs. Allerdings fehlt Privatanlegern meist die Zeit und das Detailwissen, um die einzelnen Länder exakt zu analysieren. Zudem sind das keine Buy-and-Hold-Märkte. Aber aktiv gemanagte Fonds oder Zertifikate können sich durchaus lohnen.

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Claus-Günther Richardt

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