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Wirtschaft: Anleger wollen klagen

Anwälte sammeln Fälle / Verdacht auf Insiderverstöße

Berlin - Die Deutsche Bank gerät wegen ihres Immobilienfonds „Grundbesitz-Invest“ weiter unter Druck. Dem Institut drohen gleich mehrere Klagen. Auf Anlegerrecht spezialisierte Kanzleien bereiten derzeit Klagen von Anlegern vor, die Anteile an dem notleidenden Immobilienfonds zurückgeben wollen. Zugleich drohen aber auch rechtliche Auseinandersetzungen für den Fall, dass die Deutsche Bank die Anteile der Fondsanleger teilweise aufkauft. „Dann können die Aktionäre klagen“, sagte Stephan Holzinger von der Kanzlei Tilp Rechtsanwälte dem Tagesspiegel. Die Aktie des Finanzkonzerns hat wegen der Auseinandersetzungen um den Immobilienfonds heftige Kursverluste erlitten. An der Börse hat sich der Wert der Bank seit vergangenem Freitag um mehr als eine Milliarde Euro reduziert.

Kanzleien wie Tilp sowie die Frankfurter Sozietät Nieding und Barth prüfen derzeit, ob Fondsanleger Schadenersatzansprüche gegen die Deutsche Bank geltend machen können. Die Bank weigert sich bisher, auf die Kunden zuzugehen. Nur Neuanleger, die seit höchstens zwei Jahren an dem Fonds beteiligt sind, sollen aus Kulanz entschädigt werden. Die Anwälte halten eine solche Differenzierung jedoch für problematisch. „Zumindest die Anleger, die noch am Montag Verkaufsaufträge gegeben haben, sollen so gestellt werden, als ob der Auftrag ausgeführt worden ist“, sagte Anwalt Klaus Nieding dem Tagesspiegel. Die Bank hatte noch am Montagnachmittag Verkaufsanträge angenommen, diese aber nicht mehr ausgeführt.

Gut betuchte Kunden haben dagegen nach Informationen der Anwälte ihre Anteile noch verkaufen können. Die Deutsche Bank-Tochter DB Real Estate hatte am vergangenen Freitag den Vertrieb des Fonds eingestellt und gleichzeitig die eigenen Vertriebsmitarbeiter über die drohende Wertberichtigung informiert. „Die haben zuerst ihre Topkunden informiert, die noch rechtzeitig aussteigen konnten“, sagte auch Fonds-Experte Stefan Loipfinger. Obwohl schon am Montagnachmittag keine Verkaufsaufträge mehr ausgeführt wurden, sei am Dienstag noch ein Rücknahmepreis ermittelt worden. Am Nachmittag sei der Fonds dann geschlossen worden. „Ein Skandal“, findet Loipfinger. DB Real Estate begründete die Schließung in einem internen Schreiben unter anderem mit der „Gleichbehandlung der Anleger“. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) erklärte am Freitag, sie prüfe die Informationspolitik der DB Real Estate im Rahmen einer „routinemäßigen Untersuchung“. „Wir werfen auch darauf ein Auge“, sagte eine Sprecherin.

Ob sich die Krise des „Grundbesitz-Invest“ auch auf den zweiten offenen Immobilienfonds der DB Real Estate „Grundbesitz-Global“ ausgeweitet hat, ist offen. Die Gesellschaft sah den Fonds zuletzt nicht gefährdet, da er ausschließlich im Ausland investiert. Die Liquiditätsquote sei weiterhin hoch. Die Ausgabe weiterer Anteilsscheine wurde gestoppt, um die Liquiditätsquote nicht weiter zu erhöhen.

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