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Anlegerfrage: Ist Gold noch eine gute Wertanlage?

Gold hat einen massiven Wertverlust erfahren. Hat das Edelmetall als Wertanlage ausgedient – trotz der konjunkturellen Unsicherheiten, Schuldenkrise und möglichen Inflationsgefahren. Die Antwort kommt von Oliver Borgis, Leiter der Vermögensverwaltung der Weberbank.

Gold hat einen massiven Wertverlust erfahren. Hat das Edelmetall als Wertanlage ausgedient – trotz der konjunkturellen Unsicherheiten, Schuldenkrise und möglichen Inflationsgefahren?

Der Absturz des Goldpreises in den jüngsten Tagen war dramatisch und doch nicht ungewöhnlich. Der Rückgang um fast 20 Prozent innerhalb weniger Tage und um gut 30 Prozent seit dem Höchstkurs im September 2011 erinnern an 2008: Auch damals war der Goldpreis drei Jahre lang auf das Zweieinhalbfache gestiegen und brach dann um 33 Prozent ein. Ebenso zügig ging es aber auch wieder aufwärts, denn es folgte ja der Höhenflug bis 2011. Manche sagen, Geschichte wiederhole sich nicht – sie reime sich aber mitunter. Das ist auch in Form eines künftigen Wiedererstarkens des Goldpreises möglich.

Wie man derzeit verfahren sollte, hängt von der Absicht ab, die hinter dem Goldinvestment steht: Spekulation oder Absicherung. Wer allein auf den Goldpreis wettet, sollte die aktuellen Belastungsfaktoren im Auge behalten. Es ist keineswegs auszuschließen, dass sie den Preis noch bis unter 1200 Dollar drücken. Diese sind der Volumensverlust von goldunterlegten ETF, die von der heimischen Abwertung belastete Nachfrage aus dem wichtigen Abnehmerland Indien und vor allem die Charttechnik.

Als der Preis unter die von vielen Investoren beachtete Marke von 1500 Dollar abglitt, wurden Anschlussverkäufe ausgelöst, zumal parallel dazu die Aktienmärkte in den USA ihre Allzeithochs verheißungsvoll überschritten. Die als weiterer Grund angeführten Verkäufe der zypriotischen Zentralbank führen wegen des vergleichsweise geringen Volumens aber nicht zu einem nachhaltigen Überangebot. Ein dauerhafter Einfluss hingegen ist anderen Faktoren zuzubilligen: Die weltweite Geldmengenausdehnung ist ungebremst, die Liquiditätsspritzen haben insbesondere in Japan sogar nochmals neue Dimensionen erreicht: Die Bank of Japan will die Geldbasis in den kommenden zwei Jahren verdoppeln. Ein Ende der negativen Realrenditen auf sichere Anleihen ist nicht in Sicht, mit dem Wirtschaftswachstum Asiens steigt auch die dortige Nachfrage nach Goldschmuck rasant und die globalen Notenbanken stocken ihre Goldreserven weiter auf.

Wer Gold als Absicherung gegen Inflation, Währungs- oder Aktienkrisen hält, muss tolerieren, dass diese Funktion des Goldes zuletzt nicht gefragt war. Er wird dafür aber auch Gewinne an anderer Stelle im diversifizierten Depot vorfinden: Aktien haben seit dem Goldhoch im September 2011 kräftig haussiert.

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