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Wirtschaft: Anzeichen der Entspannung

Die Finanzspritzen haben die Märkte beruhigt

Berlin/Frankfurt am Main - Die Europäische Zentralbank hat ein deutliches Zeichen der Entspannung an die von der US-Immobilienkrise verunsicherten Finanzmärkte gesendet. Zum vierten Mal in Folge half die EZB mit einer Milliarden- Geldspritze aus, diese fiel jedoch deutlich geringer aus als in den vergangenen Tagen. Den Banken wurden 7,7 Milliarden Euro zu günstigen Konditionen angeboten, wie die Währungshüter am Dienstag in Frankfurt am Main mitteilten. „Die Bedingungen an den Finanzmärkten normalisieren sich allmählich wieder“, betonte EZB-Präsident Jean-Claude Trichet.

Mit Stützungsaktionen hatten mehrere Notenbanken in den vergangenen Tagen erstmals seit den Anschlägen von New York im September 2001 in die Märkte eingegriffen. Seit vorigem Donnerstag hat allein die EZB in drei Schritten insgesamt mehr als 200 Milliarden Euro bereitgestellt. Dies war aufgrund des Überschwappens der US-Hypothekenkrise auf den Euroraum und den damit verbundenen Liquiditätsengpässen nötig geworden.

Auslöser der Krise war die zunehmende Zahl von amerikanischen Hausbesitzern mit niedrigem Einkommen, die ihre Immobilienkredite nicht mehr begleichen können. Weltweit hatten Banken und Fonds mit diesen Hypotheken gehandelt – in welchem Umfang genau, ist immer noch nicht ganz klar.

Dennoch hat sich an den Finanzmärkten die Angst, dass sich die US-Hypothekenkrise zu einer weltweiten Finanzkrise ausweiten könnte, etwas gelegt. Am Montag hatten sich die meisten Weltbörsen von den teils schweren Kursverlusten der vergangenen Woche erholt. Die japanische Notenbank entzog dem Finanzkreislauf daraufhin am Dienstag insgesamt 1,6 Billionen Yen (9,96 Milliarden Euro) – und damit die Summe, die sie den Geschäftsbanken vorübergehend zur Verfügung gestellt hatte. Der Dax drehte zumindest zeitweise ins Plus. Am Nachmittag drückte der schwache Start der US–Börsen den Leitindex aber wieder ins Minus. Experten sehen deshalb auch noch keine Trendwende. „Das Thema Hypothekenkrise hat uns weiter im Griff“, sagte ein Händler.

Nachdem die US- Investmentbank Goldman Sachs am Montagabend erneut schwere Verluste bei Hedgefonds eingestanden hatten, machte am Dienstag die spanische Großbank Santander mit angeblich riskanten US-Krediten in Milliardenhöhe Schlagzeilen. Auch bei der Schweizer Großbank UBS verdüsterte die Krise die Aussichten etwas – trotz eines Rekordgewinns von 5,6 Milliarden Franken (rund 3,4 Milliarden Euro). Es sei wahrscheinlich, dass die Turbulenzen den Handelserfolg stark beeinträchtigten und das zweite Halbjahr 2007 nicht an das Niveau der zweiten Jahreshälfte 2007 anknüpfen könne, teilte die weltgrößte Vermögensverwaltungsbank mit.

In den USA verunsicherte am Dienstag eine weitere Pleite die Anlager. Die Hpothekenbank Aegis Mortgage beantragte Gläubigerschutz nach Artikel elf des US-Insolvenzrechts. Unter den Gläubigern ist auch die Deutsche Bank – allerdings nur mit 1,3 Millionen Euro.jul/ro

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