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Der Präsident von Gesamtmetall, Rainer Dulger, warnt die IG Metall vor Höhenflügen.

© Rainer Jensen/dpa

Tarifrunde 2016: Arbeitgeber sehen sich in der Krise

Die IG Metall will fünf Prozent mehr Geld, die Arbeitgeber sehen mal wieder den Standort bedroht und argumentieren mit der Investitionsschwäche.

Der Präsident von Gesamtmetall sah sich veranlasst, dem Tarifpartner ein bisschen Basiswissen zu vermitteln. „Wir stellen keine Currywürste her, sondern produzieren Investitionsgüter und sind darauf angewiesen, dass unsere Kunden investieren“, sagte Rainer Dulger am Montag in Berlin. Der Unternehmer aus Heidelberg, der im Ehrenamt den wichtigsten deutschen Arbeitgeberverband führt, nahm die Tarifforderung der IG Metall zum Anlass, um eine neue Standortdebatte zu starten. Und zwar mit Hilfe des Instituts IW, das im Auftrag von Gesamtmetall die Investitionstätigkeit der Industrie untersucht hat.

Investiert wird vor allem im Ausland

Danach sind seit 2020 die Produktionskapazitäten der deutschen Metall- und Elektrofirmen im Ausland um 40 Prozent gestiegen. Nicht der Marktzugang und die Kundennähe seien die wichtigsten Motive für das Investment jenseits der Grenzen, sondern die Kosten. Vor allem personalintensive Tätigkeiten würden ins Ausland verlagert. „Der Standort Deutschland bröckelt“, schlussfolgerte Dulger. „Für die konjunkturelle Schwarzmalerei der Arbeitgeber besteht kein Anlass“, hielt der IG Metall-Vorsitzende Jörg Hofmann dagegen.

Er muss so reden, denn die Forderung nach fünf Prozent mehr Geld, mit der die Gewerkschaft in die Tarifauseinandersetzung geht, lässt sich nur schwer berechnen aus der Summe von Inflation und Produktivität, die in diesem Jahr jeweils um rund 0,5 Prozent steigen dürften, und der „Umverteilungskomponente“. Hofmann argumentiert wie gewohnt, dass „eine stabile Lohnentwicklung nachhaltig die Binnennachfrage und damit das Wachstum stärkt“. Aber was hat der Maschinenbau, der mehr als 70 Prozent seiner Produkte exportiert, von einer starken Binnennachfrage, fragt sich Dulger und kommt mit der Currywurst. „Wir müssen Maß halten, wenn wir den Standort halten wollen“, meint der Gesamtmetall-Chef.

Der letzte Abschluss hat den Arbeitgebern weh getan

Er selbst hat nicht die allerbeste Figur gemacht, als vor einem Jahr die IG Metall mit einer dicken Tariferhöhung um 3,4 Prozent aus den Verhandlungen kam. Der Ärger im Arbeitgeberlager war groß, 2016 muss Dulger besser abschneiden. Die Branchendaten sprechen für ihn, die Metall- und Elektroindustrie ist ohne Schwung und bleibt unter der gesamtwirtschaftlichen Wachstumsrate.

Und dabei geht es den Arbeitnehmern prächtig, argumentieren die Arbeitgeber und werben für Bescheidenheit: Seit der Krise 2008/09 seien die Tarifgehälter um 20 Prozent gestiegen, die Produktivität im gleichen Zeitraum aber nur um zwei Prozent. Kein Problem, meint der IG Metall-Chef von Berlin, Brandenburg und Sachsen, Olivier Höbel, da die Firmen seit 2013 „Rekordrenditen“ von im Schnitt 3,6 Prozent nach Steuern im Jahr einfahren. „Wir brauchen einen Abschluss mit einer Drei vor dem Komma“, sagt Höbel. Mit einem Kompromiss wird im April gerechnet.

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