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Arbeitskampf: Fast 9000 Ärzte im Streik

Die Ärzte weiten ihre Streiks an kommunalen Krankenhäusern aus. Nach Angaben der Gewerkschaft Marburger Bund legten heute rund 8900 Mediziner in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein ihre Arbeit nieder.

Berlin - Betroffen waren Krankenhäuser in insgesamt 28 Städten. Am Mittwoch wollen sich Ärzte in Niedersachsen und Bremen den Aktionen anschließen.

An dem Start der Streikwelle hatten sich am Montag rund 7500 Ärzte beteiligt. Der Marburger Bund setzt bereits auf eine Aufspaltung der Arbeitgeberseite. Nach den Worten von Gewerkschaftschef Frank Ulrich Montgomery haben neben Stuttgart auch Kommunen aus anderen Ländern wie Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein Verhandlungsbereitschaft signalisiert.

Montgomery: "Arbeitgeberfront bricht ein"

Montgomery betonte: "Die Arbeitgeberfront bricht in weiten Teilen ein." Für eine "zweistellige" Anzahl von Kliniken gebe es bereits Angebote, um dort Streiks abzuwenden.

Der Marburger Bund fordert für die 700 Kliniken der Städte und Landkreise eine Übernahme des Kompromisses, der für die Unikliniken mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) gefunden worden war. Montgomery kündigte an, bereits am Mittwoch könne es auf dieser Basis zu einem Vorabvertrag in Stuttgart kommen. Er fügte hinzu: "Das wäre ein Pilotabschluss, unter den wir mit Sicherheit nicht mehr drunter können." Angestrebt seien Gehaltssteigerungen von fünf bis acht Prozent sowie verbesserte Arbeitsbedingungen.

Der Verhandlungsführer der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Otto Foit, ist über die Einzelheiten möglicher Sonderwege von Städten "noch nicht genau im Bilde". Er betonte zugleich: "Das ist in die Autonomie einer jeden Gebietskörperschaft gestellt, Mitglied im kommunalen Arbeitgeberverband zu sein oder zu bleiben oder auszutreten - oder ausgeschlossen zu werden."

Arbeitgeber: Entscheidung zwischen Pest und Cholera

Foit fügte hinzu: "Wir haben ja die Entscheidung zwischen Pest und Cholera." Lege man jetzt bei den Ärzten "drauf", dann werde dies dazu führen, dass die Krankenhäuser Defizite machen. Die gleichen Folgen hätten Streiks - mit der Gefahr, dass "mehrere Krankenhäuser in den Konkurs gehen".

Auch der Deutsche Städtetag reagierte mit harscher Kritik auf die Ärztestreiks. Sozialdezernent Helmut Fogt warnte: "Ich habe die große Sorge, dass der Konflikt auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird." So werde es "Engpässe in der Versorgung geben". Außerdem stünden die kommunalen Krankenhäuser noch mehr als die Universitätskliniken unter finanziellem Druck und hätten daher keine Spielräume für Kompromisse. (Von Jörg Säuberlich, ddp)

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