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Wirtschaft: Arbeitsmarkt: Die Exportflaute zeigt Wirkung

Die Schwäche der Weltwirtschaft hinterlässt immer deutlichere Spuren in der deutschen Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt. "So sehr wir vom Wirtschaftswachstum des Jahres 2000 gelebt haben, so sehr merken wir jetzt, dass die Wirtschaft nicht mehr so rasch wächst", sagte der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit Bernhard Jagoda am Donnerstag in Nürnberg.

Die Schwäche der Weltwirtschaft hinterlässt immer deutlichere Spuren in der deutschen Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt. "So sehr wir vom Wirtschaftswachstum des Jahres 2000 gelebt haben, so sehr merken wir jetzt, dass die Wirtschaft nicht mehr so rasch wächst", sagte der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit Bernhard Jagoda am Donnerstag in Nürnberg. Selbst in dem sonst günstigen Monat Juni habe sich die Zahl der Arbeitslosen im Vergleich zum Mai nur um 26 400 verringert. Im Vorjahr war der Rückgang von Mai auf Juni mehr als doppelt so hoch ausgefallen. Insgesamt waren im Juni 3,69 Millionen Menschen in Deutschland arbeitslos. Die Arbeitslosenquote lag damit Ende Juni bei 8,9 (Vorjahr: 9,1) Prozent. Saisonbereinigt sei die Zahl der Arbeitslosen aber seit einem halben Jahr aber kontinuierlich gestiegen, sagte Jagoda.

Zum Thema Link: Die aktuellen Arbeitsmarktstatistiken Wichtigste Ursache für die relativ schlechten Zahlen sind nach den Worten Jagodas im Westen vor allem die schlechte Weltkonjunktur mit ihrem negativen Einfluss auf die Exportwirtschaft und im Osten die anhaltende Baukrise. "Ich sehe mit großer Sorge, dass sich Pessimissmus breit macht", sagte Jagoda. "Jetzt brauchen wir vertrauensbildende Maßnahmen für die Wirtschaft." So könnten schnellere Baugenehmigungen oder Angebote für vorgezogene Investitionenen die psychologische Bremse lösen.

Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Franz Schoser, sieht die deutliche Abhängigkeit der deutschen Konjunktur von der Weltwirtschaft und fordert von der Politik deutliche Zeichen: Ohne die Neuverschuldung zu erhöhen, sollte die Regierung ernsthaft darüber nachdenken, ob sie nicht die nächste Stufe der Steuerreform vorziehen könnte. "Dies hätte mit Sicherheit eine Signalwirkung", sagte er bei der der Vorlage der traditionellen Umfrage zum Außenhandel in Berlin. Insgesamt ist der DIHK - anders als manches Wirtschaftsforschungsinsitut - bei seiner Prognose für das Wirtschaftswachstum in Deutschland recht optimistisch: "Es besteht durchaus die Chance, dass wir an die zwei Prozent herankommen", sagte Schoser. Die Zahl der Arbeitsplätze könnte dabei im Jahresverlauf um 100 000 zunehmen. Wenn jetzt ein Ruck durch die Wirtschaft gehe, sei das Ziel von 3,7 Millionen Arbeitslosen im Jahresdurchschnitt durchaus noch zu erreichen, sagte auch Jagoda.

Wie der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit weiter sagte, machte sich die globale Konjunkturschwäche in Ostdeutschland weniger bemerkbar. Das verarbeitende Gewerbe wachse seit längerem stärker als im Westen. Aber die positiven Tendenzen würden von der Schrumpfung der Bauwirtschaft und des öffentlichen Sektors kompensiert, "somit kommt der Arbeitsmarkt wie schon im vergangenen Jahr nicht voran". Im Juni waren in Ostdeutschland 1,31 Millionen Menschen ohne Arbeitsplatz, 21 500 weniger als im Mai. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit um 8 000, seit Jahresbeginn um 30 000. Die Arbeitslosenquote ist mit 16,8 Prozent aber doppelt so hoch wie im Westen.

In Brandenburg zählten die Arbeitsämter Ende Juni 227 690 Arbeitslose. Das waren 2806 weniger als Ende Mai, aber 9315 mehr als vor einem Jahr. Auch in Berlin ging die Zahl der Arbeitslosen gegenüber Mai um 1786 auf 265 618 zurück. Aber auch hier gab es 7441 Arbeitslose mehr als vor Jahresfrist.

Besonders betroffen vom weltweiten Konjunktureinbruch war dagegen der Westen, wo die Wirtschaft viel stärker vom Export abhängig sei. Die Arbeitslosigkeit sank im Zuge der auslaufenden Frühjahrsbelebung dort zwar um 5000 auf 2,38 Millionen Arbeitslose. Das entspricht einer Quote von 7,1 Prozent. Saisonbereinigt stieg die Arbeitslosigkeit aber um 14 000, seit Jahresbeginn sogar um 50 000.

Diese Zahlen finden ihre Entsprechung in den Ergebnissen einer Umfrage des DIHK bei Außenhandelskammern. Sie zeigt, dass der deutsche Export nach Zuwachsraten von 17 Prozent im vergangenen Jahr - dieses Jahr wohl nur noch um sieben Prozent zunehmen werde. Besonders stark zurückgehen werden dabei die Ausfuhren nach Nordamerika. Bei ihnen wird trotz der Euro-Schwäche nur noch mit einem Zuwachs von sechs Prozent gerechnet. Im vergangnen Jahr hatten die Ausfuhren noch um 19 Prozent zugelegt. Stütze des Außenhandels werde 2001 vor allem der Euro-Raum sein.

Nachwievor liegen bei den Exporten - wenn auch auf einem niedrigeren Niveau - die Autos vorn. Der Fahrzeugbau halte gut ein Fünftel. Maschinen seien mit rund 14 Prozent die zweitgrößte Gruppe. An Gewicht gewonnen habe die Nachrichtentechnik, die im vergangenen Jahr auf einen Anteil von 5,5 Prozent gestiegen ist. Wegen des Booms bei mobilen Telefonen hat sich die deutsche Ausfuhr in diesem Bereich auch am meisten gesteigert. Insgesamt sei die Produktstruktur des deutschen Exports nach der DIHK-Umfrage weitgehend stabil geblieben.

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