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Arbeitsmarkt: Frühling im Winter

Arbeitslosigkeit sinkt auf niedrigsten Februar-Stand seit 1992 / Politik kritisiert Jobabbau der Konzerne

Berlin - Der milde Winter und die weiterhin starke Konjunktur haben im Februar überraschend für einen Rückgang der Arbeitslosenzahlen gesorgt. Anders als für die Jahreszeit üblich ging die Erwerbslosenzahl um 42 000 auf 3,6 Millionen zurück. Damit wurde der niedrigste Februar-Wert seit 16 Jahren erreicht, teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg mit. Im Vergleich zum Vorjahr waren in diesem Monat 630 000 Menschen weniger von Arbeitslosigkeit betroffen. BA-Chef Frank-Jürgen Weise bezeichnete die Zahlen am Donnerstag als ermutigend. „Die Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften bleibt auf sehr hohem Niveau.“ Saisonbereinigt, also unter Herausrechnung jahreszeitlicher Effekte wie geringere Beschäftigung in den Außenberufen, ging die Erwerbslosenzahl sogar um rund 75 000 zurück. Experten hatten mit einer geringeren Abnahme gerechnet.

Auch in Berlin und Brandenburg zeigte sich der Rückgang, wenn auch nur leicht. So gab es in der Region im Februar mit knapp 450 600 etwa 800 Menschen weniger ohne Job als im Vormonat. Verglichen mit dem Vorjahr reduzierte sich die Zahl um fast 51 000.

Positive Daten gab es auch bei den Erwerbstätigenzahlen für Januar. Die saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland ist demnach deutlich gestiegen. Im Januar hatten 39,95 Millionen Menschen einen Job. Im Vergleich zum Vormonat waren das 72 000 Menschen mehr, gab das Statistische Bundesamt in Wiesbaden bekannt.

Arbeitsminister Olaf Scholz (SPD) sprach am Donnerstag im Hinblick auf die positiven Daten von „sehr erfreulichen Nachrichten, die Mut machen“. Doch zugleich kritisierte Scholz wie auch andere Politiker und Gewerkschaften den angekündigten massiven Stellenabbau bei Dax-Konzernen wie BMW, Henkel und Siemens. Scholz plädierte stattdessen, den Schwung auf dem Arbeitsmarkt für eine weitere Besserung der Beschäftigungslage zu nutzen. Dabei sei die Wirtschaft gefragt, indem sie die gute Auftragslage nutze, einstelle und qualifiziere, „statt trotz guter Geschäftslage Beschäftigung abzubauen, wie man es in diesen Tagen von einigen Großkonzernen wieder hört“. DGB-Vorstandsmitglied Annelie Buntenbach sagte, es sei ein „Skandal, dass ausgerechnet die Konzerne, die fette Gewinne einstreichen, auf Kosten der Beschäftigten nach Extra-Profiten streben“. IG-Metall-Chef Berthold Huber kritisierte, die Wirtschaftselite in Deutschland drohe ihre Verankerung in der Gesellschaft zu verlieren. Vergleichsweise gelassen war die Reaktion von BA-Chef Weise. Die Stellenstreichungen werden seiner Meinung nach keine gravierenden Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt haben, auch wenn sie für die betroffenen Personen bedauerlich seien. „Der Stellenabbau bei einigen Großunternehmen ist immer noch kleiner als der unspektakuläre Aufbau an Beschäftigung in kleinen und mittleren Betrieben“, fügte Weise hinzu.

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