zum Hauptinhalt
bayer

© dpa

Arbeitsplätze: Bayers Erfolg bremst Jobabbau in Berlin

Dank der Schering-Pillen steigert der Pharmakonzern Bayer seinen Quartalsgewinn um fast ein Vierte - jetzt rückt er von Kündigungen ab.

Leverkusen - Die gute Geschäftsentwicklung bei Bayer dämpft die Folgen des Arbeitsplatz-Abbaus im früheren Berliner Schering-Werk. Nach einer kräftigen Gewinnsteigerung im dritten Quartal will Schering-Käufer Bayer beim laufenden Jobabbau auf betriebsbedingte Kündigungen voraussichtlich verzichten. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es betriebsbedingte Kündigungen geben wird, ist relativ gering“, sagte Bayers Arbeitsdirektor Richard Pott am Dienstag dem Tagesspiegel. 950 der ursprünglich rund 5500 Stellen will Bayer in Berlin abbauen, zwei Drittel davon sei bereits umgesetzt, der Rest solle im kommenden Jahr folgen, sagte Pott. „Die positive Geschäftsentwicklung hat sich auf jeden Fall in Stellen niedergeschlagen“, sagte Yueksel Karaaslan, Vize-Betriebsratschef des Schering-Nachfolgers Bayer-Schering- Pharma.

„Mit dem zügigen Verlauf der Schering-Integration sind wir sehr zufrieden“, sagte Konzernchef Werner Wenning in Leverkusen bei Vorlage der Quartalszahlen. Er hatte das Berliner Pharmaunternehmen im vergangenen Jahr für knapp 17 Milliarden Euro gekauft und will durch die Verschmelzung jährlich 800 Millionen Euro einsparen.

Frühere Schering-Arzneimittel sind inzwischen die Wachstumstreiber in Bayers Pharmasparte. Umsatzstärkstes Produkt war im dritten Quartal die Verhütungspille Yasmin, gefolgt von dem Multiple-Sklerose-Mittel Betaferon. Dank guter Geschäfte mit Medikamenten, aber auch wegen der anziehenden Nachfrage nach Bayers Pflanzenschutz- und Kunststoffprodukten, stieg der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Quartal um knapp ein Viertel auf 953 Millionen Euro. Der Umsatz kletterte um 4,5 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro. Auch für das Gesamtjahr ist Konzernchef Wenning zuversichtlich. „2007 soll ein neues Rekordjahr werden“, sagte er.

Auch Rückschläge bei Medikamenten haben den Aufwärtstrend in der Pharmasparte nicht bremsen können, die inzwischen knapp die Hälfte zum Umsatz und mehr als zwei Drittel zum Gewinn beiträgt. Erst am Vortag hatten die Gesundheitsbehörden Bayer einen weltweiten Verkaufsstopp für das nach Herzoperationen eingesetzte Medikament Trasylol verordnet. Eine Studie hatte ein erhöhtes Todesrisiko für Patienten gezeigt. Bayer-Chef Wenning, der in diesem Jahr weltweit 93 Millionen Euro mit Trasylol umsetzte, geht davon aus, dass der Rückzug vorübergehend ist – und will nun die endgültige Auswertung abwarten.

Pech hatte der Aspirin-Hersteller auch bei dem Plan, eine höher dosierte Version des Multiple-Sklerose-Mittels Betaferon auf den Markt zu bringen. Eine bessere Wirksamkeit gegenüber älteren Mitteln konnte Bayer nicht nachweisen und musste im dritten Quartal 152 Millionen Euro abschreiben. Größte Hoffnungen ruhen nun auf dem Nierenkrebsmittel Nexavar, das in Europa nun gegen Leberkrebs eingesetzt werden darf, sowie auf dem Thrombose-Medikament Xarelto.

Mit ganz anderen Herausforderungen kämpft dagegen das Kunststoffgeschäft, das rund ein Drittel zum Quartalsgewinn beisteuerte.Weil aber steigende Rohstoffkosten und ein immer härterer Wettbewerb der Sparte zusetzen, kündigte Wenning harte Sparmaßnahmen an. Jede fünfte Stelle soll wegfallen, auch „400 bis 500“ Arbeitsplätze in Deutschland werde es treffen, sagte er. 15 000 Mitarbeiter arbeiten weltweit in der Kunststoffsparte. Durch die Stellenstreichungen will Bayer bis Ende 2009 rund 300 Millionen Euro einsparen.

Obwohl die Zahlen aus Analystensicht gut waren, notierte der Kurs der Bayer-Aktie im Minus – nach wechselvollem Verlauf schloss er bei 56,62, fast 0,7 Prozent weniger als am Vortag.

Maren Peters

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false