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Wirtschaft: Arbeitszeitkonten statt Überstunden

Unternehmen setzen seltener auf bezahlte Mehrarbeit

Nürnberg /Berlin (sök). Die Zahl der Überstunden in Deutschland ist auf ein Rekordtief gesunken. Wie das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) mitteilte, ist mit insgesamt 1,529 Milliarden bezahlten Überstunden 2003 der niedrigste Stand seit der Wiedervereinigung erreicht worden. Im Durchschnitt leistet jeder deutsche Arbeitnehmer 44,6 bezahlte Überstunden. Gegenüber dem Vorjahreswert von 47,0 (insgesamt 1,626 Milliarden) Überstunden sank die Zahl demnach um knapp sechs Prozent. Diese Zahlen beruhen auf Schätzungen vom Oktober. Ende Januar sollen die genauen Berechnungen für 2003 veröffentlicht werden. In die Statistik fließen nur bezahlte Überstunden ein.

„Schon seit längerem zeichnet sich bei den Überstunden ein rückläufiger Trend ab“, sagt Eugen Spitznagel, IAB-Experte für Arbeitszeit. Grund dafür seien die zunehmende pauschale Abgeltung von Mehrarbeit und die flexiblen Gleitzeit-Regelungen. Dabei spielten Arbeitszeitkonten (siehe Lexikon auf Seite 16) eine wachsende Rolle. Außerdem nehme in Zeiten schwacher Konjunktur die Neigung zu Überstunden ohnehin ab. „Die Unternehmen reduzieren erst die Arbeitszeit, um Entlassungen zu verhindern“, sagt Holger Schäfer, Arbeitsmarktexperte vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW), „vor allem in Berufen mit Mangel an ausgebildeten Arbeitskräften.“ Das betreffe neben den Technik- oder IT-Branchen neuerdings auch die Landwirtschaft. Vor allem in Bundesländern wie Hessen, Baden-Württemberg und Bayern werde sich dieser Fachkräfte-Mangel in den nächsten Jahren verschärfen, sagt Schäfer.

Auch IAB-Experte Spitznagel rechnet 2004 mit etwas mehr Überstunden. „Die Betriebe werden noch abwarten, wie die allgemeine Konjunktur anzieht und erst danach mehr Arbeitnehmer einstellen“, sagt er. „In der Zwischenzeit werden eben Überstunden als Flexibilitätspuffer eingesetzt.“

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