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Wirtschaft: Arzneimittelhersteller mit Exportrekord: Verband droht, Investitionen aus Deutschland in die USA zu verlagern - US-Markt wird immer wichtiger

Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) hat die Bundesregierung aufgefordert, die Rahmenbedingungen für die Arzneimittelforschung in Deutschland zu verbessern. "Die Innovationsbremse in Deutschland muss gelöst werden", sagte VFA-Geschäftsführerin Cornelia Yzer am Montag in Berlin.

Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (VFA) hat die Bundesregierung aufgefordert, die Rahmenbedingungen für die Arzneimittelforschung in Deutschland zu verbessern. "Die Innovationsbremse in Deutschland muss gelöst werden", sagte VFA-Geschäftsführerin Cornelia Yzer am Montag in Berlin. Der durch Reglementierung, Regulierung und Budgetierung geprägte deutsche Markt lasse die Frage aufkommen, ob Investitionen deutscher Arzneimittelhersteller nicht mittelfristig in die USA abfließen werden. Im internationalen Vergleich sei Deutschland schon heute der Markt mit dem geringsten Wachstum.

Die am Freitag verabschiedete Steuerreform bezeichnete Yzer als "positives Signal für Unternehmen". Damit habe Deutschland im internationalen Vergleich Boden wettgemacht. "Wir sollten uns allerdings nicht vormachen, dass Deutschland damit zur Steueroase geworden ist", warnte Yzer. Die Reform werde die Arbeitsplätze in der pharmazeutischen Industrie zumindest stabilisieren, ob es zu einem Ausbau komme, könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.

Die Statistik 2000 spiegelt die beklagte "Innovationsbremse" nicht wider: Im vergangenen Jahr investierten die VFA-Mitgliedsunternehmen mit rund zwei Milliarden Mark so viel wie nie zuvor in den Standort Deutschland - 10,3 Prozent mehr als 1998. "Investitionsentscheidungen werden langfristig getroffen", sagte Yzer, um den scheinbaren Widerspruch zu erklären. Wenn sich zeige, dass sich Deutschland im internationalen Vergleich abkoppele, dann sei das für die Unternehmen ein Warnsignal.

Nicht nur bei den Investitionen, auch bei den Ausfuhren erzielten die Arzneimittelhersteller ein Rekordergebnis. "Deutschland hat seine Position als Exportweltmeister mit Arzneimittel-Ausfuhren von 28,7 Milliarden Mark um 10,2 Prozent behauptet", sagte VFA-Hauptgeschäftsführerin Yzer. Bereits 1998 hatte die Branche einen Exportüberschuss in zweistelliger Milliardenhöhe vermeldet. Insgesamt konnten die Mitgliedsfirmen ihren Umsatz um sieben Prozent auf 35,3 Milliarden Mark steigern. Der Verband vertritt 36 führende Arzneimittelhersteller, die über zwei Drittel des gesamten deutschen Arzneimittelmarktes repräsentieren.

Welche Gewinnmargen die Pharma-Unternehmen erzielten, sagte Yzer nicht. Sie verwies auf die Bilanzen der einzelnen Konzerne. Es sei aber davon auszugehen, dass die Gewinne der pharmazeutischen Industrie auch 1999 "im Schnitt gestiegen" seien.

Die USA sind heute das wichtigste Abnehmerland für deutsche Arzneimittel, ein Fünftel der Exporte landet hier. Allein in den vergangenen zwei Jahren stieg der Export um 86,3 Prozent auf knapp sechs Milliarden Mark an. "Es ist unbestritten, dass unsere Unternehmen auf dem interessantesten Arzneimittelmarkt der Welt ein starkes Standbein haben müssen", sagte Yzer.

In Zukunft wollen die deutschen Pharmaunternehmen noch stärker als bisher auf die Gentechnik setzen. Mit der weitgehenden Entschlüsselung des menschlichen Genoms gebe es neue Erwartungen an diese Schlüsseltechnologie für die Medizin. Mit gentechnisch hergestellten Arzneimitteln habe die Branche im vergangenen Jahr 2,5 Milliarden Mark umgesetzt. Die größten Steigerungen erzielten Antidiabetika und Hormonpräparate. Insgesamt sind im vergangenen Jahr nach Verbandsangaben 176 Patente auf Arzneimittel mit biotechnologischem Bezug angemeldet worden. Damit liege Deutschland weltweit an Nummer zwei, nach den USA mit 660 Patenten.

Die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen (F + E) für die Gentechnik sind im vergangenen Jahr zwar gestiegen, machen mit 450 Millionen Mark aber immer noch nur einen Bruchteil der F + E-Gesamtaufwendungen aus. Diese beliefen sich 1999 auf rund 5,8 Milliarden Mark (1998: 5,4 Milliarden Mark). Der Ansatz der Forschungsaufwendungen am Gesamtumsatz ist mit 16,6 Prozent (1998: 16,4 Prozent) nahezu unverändert geblieben. Die Forschungsaufwendungen haben sich nach VfA-Angaben ausgezahlt: Im vergangenen Jahr sind 13 neue Wirkstoffe auf den Markt gekommen. Die meisten davon entfielen auf Viruserkrankungen, Rheuma, gynäkologische Erkrankungen, Krankheiten des Immunsystems und Krebs.

Die insgesamt positive Entwicklung der Branche spiegelt sich nur bedingt in der Zahl der Mitarbeiter wider. Ihre Zahl stieg nur um rund ein Prozent auf gut 76 800.

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